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Fundort Tunnel. Beamte suchten Gleise vor und in der Unterführung ab.

© Björn Kietzmann

Update

Tödliches Unglück in Berlin-Kreuzberg: Jungen kamen über Betriebstreppe in Tunnel

Nach dem Tod des 13-Jährigen im S-Bahntunnel in Berlin-Kreuzberg ist nun klar: Er war mit seinem Freund zum Spielen mit Münzen nah an die Schienen gegangen. Zuvor waren die beiden Jungen über eine Betriebstreppe dorthin gelangt.

Sie waren in den S-Bahn-Tunnel gegangen, um zu spielen: Sie legten Münzen auf die Schienen und ließen sie von der S-Bahn platt fahren. Doch das Spiel in dem Tunnel zwischen dem Bahnhof Yorckstraße und Anhalter Bahnhof in Kreuzberg endete am Montag für einen der beiden Jungen tödlich: Der 13-jährige Kreuzberger wurde offenbar vom Sog einer einfahrenden S-Bahn erfasst. Durch die Wucht des Aufpralls wurde das Kind tödlich verletzt. Sein 14-jähriger Freund hatte das tödliche Unglück nicht gesehen. „Er musste schon nach Hause gehen und hatte sich von seinem Schulfreund verabschiedet. Der wollte aber noch dableiben“, schildert ein Polizeisprecher. Bei dem toten 13-Jährigen hatten die Beamten auch platt gefahrene Münzen gefunden. Mittlerweile ist geklärt, wie die beiden Jungen in den Tunnel gelangt sind. Nach den polizeilichen Ermittlungen waren sie über eine Betriebstreppe, die sich am Tunnelmund des S-Bahnhofs Yorckstraße befindet, dorthin gelangt. Dies sagte ein Polizeisprecher dem Tagesspiegel. Sein Klassenkamerad hatte erst am nächsten Tag in der Schule von dem tödlichen Unglück erfahren. Die Lehrer und die Schulleitung waren bereits informiert.

Der Zugführer der S-Bahn hatte gegen 16.30 Uhr eine „leblose Person" im Tunnel zwischen Yorckstraße und Anhalter Bahnhof erblickt und über die Zentrale die Bundespolizei alarmiert. Die S-Bahn war von der Yorckstraße kommend in Richtung Anhalter Bahnhof unterwegs. Der Leblose habe rund 200 Meter im Tunnel auf einem benachbarten Gleis gelegen. Die Einsatzkräfte der Polizei durchsuchten daraufhin das Gebiet und fanden den toten 13-Jährigen. Noch am Abend waren die Eltern des Jungen informiert worden.

Auf den Linien der S1, S2 und S25 zwischen Potsdamer Platz und Bahnhof Yorckstraße/Großgörschenstraße beziehungsweise Bahnhof Südkreuz fuhren zwei Stunden lang keine Züge. Gegen 18.45 Uhr wurde der Zugverkehr wieder aufgenommen.

Wie die Jungen unbemerkt in den Tunnel gelangen konnten, ist noch nicht geklärt. Betreten werden kann die Anlage an der Einfahrt oder auch vom Bahnhof aus. Ein Überwachungssystem gibt es nicht. Vor kurzem war ein mutmaßlich Obdachloser am Bahnhof Friedrichstraße im Tunnel von einem Zug erfasst und tödlich verletzt worden. Der Mann hatte den Tunnel wahrscheinlich vom Bahnsteig aus betreten.

In den Tunnel gelangen kann man auch über die Notausstiege. Diese sind zwar so gesichert, dass sie nur von unten, wenn sie zur Flucht genutzt werden müssen, geöffnet werden können. Von der Oberfläche aus sind sie nur von Bahnmitarbeitern zu öffnen. Mit Gewalt verschafften sich aber auch Unberechtigte Zugang über Notausstiege, heißt es bei der Bahn. Vor allem Sprayer nutzen oft diesen Weg. Nicht alle Eingänge werden elektronisch überwacht. Ist dies doch der Fall, geben die Anlagen Alarm, wenn Unbefugte die Zugangsplatten öffnen.

Meldungen, die Jungen seien über einen Notausstieg am Deutschen Technikmuseum in den Tunnel gelangt, wurden bisher nicht bestätigt. Einen solchen Zugang gibt es unter anderem auf dem Parkplatz an der Trebbiner Straße.

In jüngerer Zeit waren in Berlin und Brandenburg einige Jugendliche bei waghalsigen Aktionen in Gleisnähe ums Leben gekommen; zuletzt Anfang März ein 19-Jähriger beim nächtlichen S-Bahn-Surfen in Berlin-Schöneberg. Mit vier Freunden war er am S-Bahnhof Yorckstraße/Großgörschenstraße aufs Dach geklettert und nach gut einem Kilometer bei der Einfahrt in einen kurzen Tunnel heruntergerissen worden.

Vor Jahren war ein Däne aufs Dach einer U-Bahn geklettert, gegen eine Querstrebe einer Brücke der Hochbahn geprallt und getötet worden. Später stürzte ein Jugendlicher auf der U-Bahnlinie 7 vom Zug, den er vermutlich während der Fahrt besprühen wollte. Auch dieser Jugendliche starb.„Beliebt“ ist zudem das Aufspringen auf die Kupplung beim Anfahren eines S-Bahnzugs im Bahnhof. Im Internet kursieren davon Videos.

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