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Berlin: Topographie des Terrors: Berlin kann die gestiegenen Kosten nicht übernehmen

Erst stiegen die Baukosten von 36 Millionen auf 45 Millionen Mark. Im Juni waren es schon 73 Millionen Mark, die für das NS-Dokumentationszentrums "Topographie des Terrors" ausgegeben werden sollten.

Von
  • Sabine Beikler
  • Ulrich Zawatka-Gerlach

Erst stiegen die Baukosten von 36 Millionen auf 45 Millionen Mark. Im Juni waren es schon 73 Millionen Mark, die für das NS-Dokumentationszentrums "Topographie des Terrors" ausgegeben werden sollten. Am Mittwoch gab Bausenator Peter Strieder (SPD) wieder neue Zahlen bekannt: "Die bisher ausgeschriebenen Bauleistungen belaufen sich auf 89,7 Millionen Mark." Teurer werde es jetzt aber nicht mehr, versicherte Strieder. Und es gebe noch "Einsparungspotenziale". Nun droht ein Koalitionsstreit um das Bauprojekt, das nach Meinung des SPD-Fraktionschefs Klaus Wowereit trotz der Kostensteigerung vollendet werden muss. Dagegen sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Landowsky: "Wir lassen uns von niemandem unter Druck setzen".

Schon die 45 Millionen Mark, die der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses vor der Sommerpause genehmigt hatte, seien "hart an der Grenze der Verantwortbarkeit", kritisierte Landowsky. Er bestätigte die harte Haltung der CDU-Haushaltsexperten: Es sei nicht vertretbar, aus Landesmitteln mehr Geld zur Verfügung zu stellen. Der Senat müsse noch einmal mit dem Bund verhandeln. Die Bundesregierung hat bisher 18 Millionen Mark zugesagt.

Landowsky stellte trotzdem klar, dass er den Bau des Ausstellungszentrums nicht verhindern wolle. Es handele sich "um einen historischen Ort, der eindringlich dargestellt werden muss". Er hänge allerdings nicht an den teuren Entwürfen des Schweizer Architekten Peter Zumthor. Strieder will den Senat am Dienstag über die Kosten informieren, eine Woche später wird sich der Hauptausschuss damit befassen. Wie es mit dem Bau des Ausstellungszentrums weitergeht, soll bis Ende des Jahres entschieden werden.

Die Bauverwaltung begründet die gestiegenen Kosten mit einem "veränderten Planungsgrad": In den Bauplanungsunterlagen könne man konkrete Zahlen noch nicht ausweisen. Dies sei nur nach Ausschreibung der einzelnen Bauabschnitte möglich. Außerdem habe man anfangs nicht gewusst, dass die komplizierte Technik des "Stabwerk"-Entwurfes enorm teuer wird. Laut Berechnungen der Bauverwaltung sind alle Kosten gestiegen: Statt 14 Millionen Mark werden für den Rohbau jetzt 22,5 Millionen Mark veranschlagt. Die Kosten für die Fassade - mit der komplizierten Verglasung der Betonstelen - sind um das Dreifache auf "deutlich über 18 Millionen" gestiegen, sagte Strieder. Der Innenausbau wird um rund fünf Millionen Mark teurer (2,7 auf 7,5 Millionen), die Technik schlägt mit 7,9 Millionen Mark (statt 5,5 Millionen) zu Buche. Ebenfalls gestiegen sind die Kosten für Möbel, Beleuchtung und Außenanlagen.

Strieder kündigte an, die Baukosten auf unter 70 Millionen Mark senken zu wollen. Erst dann werde mit dem Bund über eine höhere Beteiligung verhandelt. Sparpotenzial sieht Strieder unter anderem beim Innenausbau. Großraumbüros für die Mitarbeiter des Dokumentationszentrums seien preiswerter als Einzelbüros. Die Topographie-Stiftung akzeptiert diese Idee aber nicht. Andreas Nachama, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde und langjähriger Projektmanager der Stiftung, sagte gestern, damit könnten keine Millionenbeträge eingespart werden. "Diese Diskussion lenkt nur davon ab, dass ein Kassensturz fehlt."

Nachama ist im Übrigen davon überzeugt, dass der von Zumthor geplante Bau ein "architektonisches Kronjuwel" wird. Auch Strieder will am Architekten festhalten, doch gestalte sich die Zusammenarbeit schwierig. "Wir wollen die Topographie, aber nicht um jeden Preis." Gespräche über Veränderungen an den architektonischen Entwürfen seien mit Zumthor zurzeit nicht geplant. Der Architekt lehnte gestern eine Stellungnahme ab. Strittig zwischen Senat und Zumthor ist vor allem die Fassadengestaltung. Strieder möchte ein Ingenieursbüro hinzuziehen, um mögliche Einsparungen zu prüfen und beim Hauptausschuss die dafür notwendigen Mittel beantragen.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Wowereit gab Strieder, der "hart an einer Kostenoptimierung arbeitet", volle Rückendeckung. Dessen Strategie sei richtig. Es handele sich bei der Topographie nicht um eine "reine Haushaltsfrage", auch wenn die Kosten nicht ins Unermessliche steigen dürften. Zumthor müsse sich deshalb bewegen. Bis zum Jahresende sei eine realistische, endgültige Kostenplanung möglich. Er glaube nicht, so Wowereit, "dass sich die CDU dann einer Zustimmung verweigern wird". Strieder hatte zuvor damit gedroht, das neue Ausstellungszentrum notfalls auch mit einer "Mehrheit links von der CDU" im Parlament finanziell abzusichern. Dies sei wohl nur eine "theoretische Frage", relativierte Wowereit diese Aussage.

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