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Berlin: Tor des Monats

Immer gut für einen Streit: Werbung mit dem Nationalsymbol

Manchmal geht Politik ganz leicht. Man hat ein Problem, und die Lösung kommt von allein. Im aktuellen Fall handelt es sich um den problembeladenen Schreibtisch von Kultursenator Thomas Flierl (PDS). Eins der Probleme heißt „Bauliche Unterhaltung des Brandenburger Tores“. Während Flierl noch grübelte und rechnete und sich fragte, wo in seinem umfangreichen, aber auch politisch brisanten Etat die 200000 Euro aufzutreiben sein würden, kamen Vertreter der Energie-Firma Vattenfall vorbei. Sie sagten den Satz, den jeder Politiker gern hört. Sie sagten: „Wir würden gerne etwas tun.“ Dieser Satz hat den Grübel- und Rechenprozess des Senators in Sachen baulicher Unterhaltung des symbolischsten aller Nationalsymbole offenbar radikal abgekürzt. Jedenfalls schlug Flierl den Entsandten des Energiekonzerns Vattenfall vor, für die gängigen Reparaturen am Tor aufzukommen. Und weil Flierl, wie bei PDS-Politikern üblich, ein Mann ist, der in langen historischen Linien denkt, bot er den Energie-Leuten an, sich gleich auf fünf Jahre festzulegen, mit der Verlängerungsoption um nochmal fünf Jahre. Dafür dürfen sie zu Werbezwecken zwei gläserne Tafeln vor den Toressäulen und zwei Bronzeplatten im Toresboden versenken, auf denen sie sich als „Partner des Brandenburger Tores“ vorstellen. Das macht sympathisch. Der Senat soll am heutigen Dienstag über das Geschäft sprechen.

Flierl mochte meinen, er habe bald ein Problem weniger – die CDU-Kulturfachfrau Monika Grütters hält des Senators Bemühen für uneffektiv und schimpft, Flierl habe das Tor „verscherbelt“. Tatsächlich muss man nicht die Werbestrategien einheimischer Bierbrauer studieren, die Edelmarken mit Tor- und Quadrigabildchen aufwerten, um auf den Gedanken zu kommen, dass mit dem dezent angebrachten „Partner des Brandenburger Tores“ mehr als 200000 Euro zu holen gewesen wären. Dazu aber, sagt Flierls Sprecher Torsten Wöhlert, hätte man eine richtige Ausschreibung machen müssen mit der Absicht, das Tor „ertragsmaximal“ zu vermarkten. Wie das schon klingt – ertragsmaximal. Als hätte die Stadt das nötig.

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