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Gekappt - Glasfaserkabel wie diese wurden in einem Schacht in Charlottenburg gekappt.

© dpa

Totalausfall bei Kabel Deutschland in Berlin: Kappten Autonome das Netz?

Rätselraten nach Totalausfall von TV und Netz bei Kabel Deutschland. War es eine politisch motivierte Tat wie zuvor gegen die neue Konzernmutter Vodafone?

Der Zusammenbruch der Leitungen kam in zwei Schüben und besonders hart traf es Telefonkunden, Onliner und Fernsehzuschauer im Südwesten der Stadt: Nichts ging mehr am Freitag für 30000 Kunden von Kabel Deutschland im Bereich von Friedenau und sogar 160000 Haushalte waren dann am Sonntag ab sechs Uhr morgens fast einen Tag lang zwangsweise Offline. Erst gegen 21 Uhr waren die losen Enden der Glasfaserkabel wieder verbunden.

400 Glasfasern durchschnitten

„So etwas hatten wir noch nie“, sagte Kabel Deutschland-Sprecher Marco Gassen. Die beiden massiven Ausfälle hätten unterschiedliche Ursachen. Besonders ärgerlich sei der Zusammenbruch der Versorgung am Sonntag, weil dieser Folge einer mutwilligen Kappung von 400 Glasfasern gewesen sei, die in einem unterirdischen Leitungsschacht der Firma verlegt sind. Unbekannte hatten sich gewaltsam Zugang zu dem „gesicherten“ Schacht verschafft. Die Techniker erkannten das und schalteten die Polizei ein.

Proteststurm in sozialen Netzwerken

Am Sonntag Nachmittag verzeichnete die Website „allestörungen.de“ mehr als 500 Meldungen verärgerter Kunden, auch über die sozialen Netzwerke verbreitete sich die Nachricht in Windeseile. Zumal die erste Panne kurz zuvor am Freitag den Südwesten der Stadt betraf. Bauarbeiten in der Wiesbadener Straße waren daran schuld: Gegen 10 Uhr 30 war dort ein Glasfaserkabel mit 72 Fasern versehentlich durchtrennt worden. Kein Bild auf der Mattscheibe, keine Telefonate und kein Internet gab es mehr für Kabel Deutschland-Kunden der Bezirke Schöneberg, Wilmersdorf, Friedenau, Steglitz und in Teilen Tempelhofs. Die Techniker arbeiteten bis in die Nacht zum Samstag, zogen neue Leitungen und verbanden die Glasfasern miteinander. Um 3 Uhr Sonnabend früh sei die Störung behoben gewesen, so Kabel Deutschland.

Kein Bekennerbrief

Vor allem der Einbruch in den Kabelschacht und die gewaltsame Kappung der 400 Leitungen wirft Fragen auf. Glasfaserkabel sind im Gegensatz zu den Kupferleitungen bei Telefonnetzen wertlos. Kabeldiebe, die in Berlin wiederholt zuschlugen, kommen deshalb für diese Tat eher nicht infrage. Die Polizei sagte, „weil eine politische Motivation nicht ausgeschlossen werden kann, ermittelt der Staatsschutz“. Ein Bekennerschreiben sei nicht aufgetaucht. Kabel Deutschland wurde aber kürzlich von Vodafone übernommen und gegen einen Mast des Mobilfunk-Multis am Ostkreuz war am 24. Mai ein Brandanschlag ausgeübt worden, zu dem sich Linksautonome bekannten.

Bessere Sicherung der Schächte

Nach diesem Vorfall erwägt Kabel Deutschland nun eine bessere Sicherung der Schächte. Deren Standorte sowie die von Gebäuden mit gemieteten Schalträumen werden vertrauliche behandelt. Es war der erste Fall von „Vandalismus“ in der elfjährigen Firmengeschichte. Häufigste Ursachen von Pannen bei der TV-, Telefon- und Internet-Versorgung seien Bauarbeiten oder infolge von Verkehrsunfällen zerstörte Verteiler-Kästen. Zu Störungen komme es auch, wenn der Strom ausfällt, der für den Betrieb der Signalverstärker nötig ist, in Verteilungsräumen von Siedlungen.

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