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Reaktion auf Gewalttaten. Am Alexanderplatz zeigt die Polizei inzwischen mehr Präsenz.

© Björn Kietzmann

Tourismus und Kriminalität: „Berlin ist sicher“ – aber nicht überall

Nach Meinung des Innensenators können Touristen unbesorgt in die Stadt reisen: In kaum einer europäischen Metropole sei die Kriminalität so gering, sagte Frank Henkel bei einer Diskussion mit Hoteliers, Reiseunternehmern und Branchenexperten. Gefährliche Gegenden gibt es trotzdem.

2013 zählten die Berliner Hotels erstmals mehr als 25 Millionen Übernachtungen – und doch gibt es die Sorge in der Hotellerie, dass Gewalt und andere Straftaten dem Ruf der Stadt schaden könnten. Der Frage, wie sicher Reisende hier sind, stellte sich jetzt Innensenator Frank Henkel (CDU) – und gab weitgehend Entwarnung.

„Berlin ist im Vergleich zu anderen Metropolen eine der sichersten Städte Europas“, sagte Henkel am Donnerstagabend bei einer Diskussion im Hotel Indigo am Alexanderplatz, wo die Veranstaltungsreihe „Tourismus Dialog Berlin“ gastierte.

Die Polizei meldet nur selten Angriffe auf Touristen, andererseits gab es gerade Schlägereien und Messerstechereien in Gegenden, wo viele Touristen unterwegs sind – etwa am Alexanderplatz, im Bahnhof Friedrichstraße und vor einer Disko an der Joachimstaler Straße.

Als „traurigen Höhepunkt“ der Gewalt bezeichnete Henkel den Angriff auf Jonny K. Der junge Berliner aus einer deutsch-thailändischen Familie war im Herbst 2012 am Alex zu Tode geprügelt worden. Da über solche Fälle weltweit berichtet werde, könne bei Fremden der Eindruck entstehen, „als würden wir in einer Stadt leben, wo Mord und Totschlag herrscht“, sagte Henkel am Donnerstag.

Der Alexanderplatz sei „ein komplizierter Ort, aber keine No-go-Area“. Durch mehr Kontrollen und das „Kontaktmobil“ der Polizei sei die Kriminalität gesunken.

Bereits vor wenigen Tagen hatte sich der Senator mit dortigen Geschäftsleuten getroffen, die eine feste Polizeiwache direkt am Platz und Videoüberwachung forderten. Für ganze Plätze sei Videoüberwachung aber unzulässig, stellte Henkel nun klar. Außerdem „„hilft Technik allein nicht“.

Der Senator will seine „Wertedebatte“ über gesellschaftliche Ursachen der Gewaltbereitschaft fortsetzen. Ein großes Problem sieht er auch im Personalmangel der Polizei.

Am ehesten werden Reisende Opfer von Diebstählen – oder lassen sich von osteuropäischen Hütchenspielerbanden abzocken. Diese sind etwa in der Tauentzienstraße, am Kurfürstendamm und am Berliner Dom wieder auffallend aktiv. Nach Tagesspiegel-Informationen frustriert es Polizisten, dass Gerichte das Hütchenspiel weiterhin nur selten als Betrug werten. Die Polizeiarbeit werde „ausgebremst durch die Justiz“, sagte auch Henkel auf Nachfrage.

Es ging außerdem um die polizeiinterne Liste gefährlicher Orte. „Wir diskutieren, ob wir sie öffentlich machen sollen“, sagte Henkel, am Montag berate darüber der Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Doch eine Veröffentlichung berge die Gefahr, dass sich Kriminelle anpassten. Zudem könne der Status als „kriminalitätsbelaster Ort“ eine Gegend stigmatisieren.

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