zum Hauptinhalt
Rennstrecke mit Tradition. Seit April 1913 finden in Mariendorf Trabrennen statt.

© Thilo Rückeis

Trabrennbahn Mariendorf: Aus dem Trab - Bangen um Rennbahn Mariendorf

Rückzugsdrohungen des Eigentümers schüren Ängste um die Zukunft der Trabrennbahn Mariendorf. An diesem Sonnabend beginnt die Derbywoche. Sportler und Politiker hoffen, dass das nicht das letzte Großereignis auf der 100 Jahre alten Anlage ist.

Eigentlich ist auf der Mariendorfer Pferderennbahn nur eine Gangart erlaubt – nämlich Trab. Ulrich Mommert ist ein Kenner dieser Schrittfolge, bei der jeweils das diagonale Beinpaar des Pferdes nach vorne geschwungen wird. Seit 2005 ist der Unternehmer und Pferdezüchter Eigentümer der 19 Hektar großen Trabrennbahn am Mariendorfer Damm, die dieses Jahr ihren 100. Geburtstag feiert.

Der für den Trab so charakteristische geordnete Gang war in den vergangenen Tagen auf organisatorischer Ebene etwas aus dem Takt geraten. Aussagen des Rennbahneigentümers und Financiers Mommert hatten die Runde gemacht, wonach er über einen Rückzug von der Trabrennbahn nachdenke. Sogar über das Ende der Anlage wurde spekuliert. Dass die Finanzierung des Geländes, angefangen beim Betrieb über die Instandhaltung bis zur Erneuerung der Sandbahn, problematisch ist, war länger bekannt. Teilverkäufe der Anlage waren die Folge.

„Nicht bereit, mehr zu investieren.“

Bereits Anfang Juli hatte Mommert in einem RBB-Film zum 100-jährigen Jubiläum gesagt: „Ich bin nicht bereit, noch mehr Geld in die Bahn zu investieren.“ Nachdem in den vergangenen Tagen weitere ähnliche Äußerungen von ihm publik geworden waren, drängte sich der Eindruck auf, für den Pferdesportidealisten war jetzt der Zeitpunkt gekommen, die Öffentlichkeit auf die wirtschaftliche (In-)Effizienz des deutschen Trabrennsports aufmerksam zu machen.

Das provozierte parteiübergreifende Solidaritätsbekundungen. „Nicht nur weil die Trabrennbahn in meinem Wahlkreis liegt und damit auch ein Teil meiner Heimat ist, bin ich der Auffassung, dass alles dafür getan werden muss, dass der Trabrennsport in Mariendorf erhalten bleibt“, sagte der CDU-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, Florian Graf. Die Bürgermeisterin von Tempelhof-Schöneberg, Angelika Schöttler (SPD), sagte, die Bahn habe eine Ausstrahlung weit über den Bezirk hinaus. „Der 100. Geburtstag darf nicht ihr letzter gewesen sein.“

Der – ob nun tatsächlich in Erwägung gezogene oder doch nur angedrohte – Rückzug Mommerts ist wohl das Ergebnis von Unstimmigkeiten zwischen dem Berliner Trabrennbesitzer auf der einen und dem Hamburger Unternehmer Günter Herz auf der anderen Seite. Der züchtet nicht nur – wie Mommert auch – selbst Turnierpferde. Zusammen mit seinem Sohn Christian leitet er außerdem die Vermarktungsgesellschaft „Win Race“, die für das Marketing der Vereine verantwortlich ist. Es heißt, Mommerts Hoffnungen an die Zusammenarbeit mit „Win Race“ hätten sich nicht erfüllt.

An diesem Sonnabend startet der Höhepunkt des Rennjahres

Im vergangenen Dezember hatte Mommert den Vorsitz des Berliner Trabrennvereins aus Unzufriedenheit über das Angebot der Vermarktungsgesellschaft abgegeben. Doch die Beziehungen zwischen Mommert und Herz scheinen sich wieder verbessert zu haben. „Aufgrund der Signale der Vermarktungsfirma werde ich mein Engagement nicht einstellen, aber modifizieren. Die Krone des deutschen Trabrennsports, das Derby, bleibt von dieser Maßnahme selbstverständlich unberührt“, erklärt Mommert jetzt.

Wie die von ihm angekündigte Modifizierung im Einzelnen aussehen wird, lässt Mommert offen. Einen Verkauf der Anlage schließt er aus: „Die Derbybahn Mariendorf ist ‚not for sale’. Das Gelände wird auch in Zukunft ‚tierisch’ genutzt werden.“ Für Januar 2014 hat Mommert einen Maßnahmenkatalog angekündigt. Eine Zusammenarbeit mit den anderen Berliner Rennbahnen in Hoppegarten und Karlshorst ist vor allem beim Marketing denkbar. Das unterstützt auch Bezirksbürgermeisterin Schöttler: „Wir teilen den Optimismus, dass es mit den anderen Rennbahnbetreibern ein großes Konstrukt geben wird, das den Weg nach vorne ebnet.“ Der SPD-Sportpolitiker im Abgeordnetenhaus, Dennis Buchner, weist darauf hin, dass das Parlament demnächst einen Antrag verabschieden will, in dem unter anderem eine bessere Werbestrategie für den Berliner Pferdesport eingefordert wird.

Mit der an diesem Sonnabend um 12.30 Uhr startenden Derby-Woche steht der Mariendorfer Sandbahn der Höhepunkt des Rennjahres bevor. Vor allem der Sonntag mit den Vorläufen zum 118. Deutschen Traber-Derby am 4. August sowie das legendäre Matadoren-Rennen ebenfalls an diesem Sonntag gelten vielen Sportfans als herausragende Ereignisse. Mommerts Rückzug vom Rückzug kommt da genau zur richtigen Zeit. Es wird weiter gerannt in Mariendorf. Und zwar ganz traditionell im Trab.

Zur Startseite