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Brandenburger Handwerkskünste. Das Familienunternehmen steckt in der Krise, weil eine Orgel für Russland ist nicht bezahlt ist; eine Orgel in der Ukraine kann wegen der angespannten Lage nicht aufgebaut werden.

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Traditionsunternehmen in Potsdam: Orgelbauer meldet Insolvenz an

Die Firma Schuke ist eine große Nummer in der Branche, musste nun aber einen Insolvenzantrag stellen. Das liegt am Krieg in der Ukraine und den Sanktionen gegen Russland. Bestellte Ware wird nicht bezahlt.

Der Ukrainekonflikt und die Kreditsanktionen gegen Russland haben eines der bekanntesten Traditionsunternehmen der Region getroffen: Die Alexander Schuke Potsdam Orgelbau GmbH in Werder hat einen Insolvenzantrag stellen müssen. Hintergrund sind Zahlungsausfälle aus der Ostukraine und aus dem russischen Shelkovo. Schuke hatte den Auftrag, in der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkow eine Orgel für den neuen Konzertsaal zu bauen. Die Orgel steht fertig verpackt vor Ort, kann wegen der angespannten Lage aber nicht aufgestellt werden. Für das Unternehmen ergibt sich daraus ein Zahlungsausfall von mehr als 100 000 Euro.

Noch größer ist nach Tagesspiegel-Informationen der Ausfall in Russland. Ein Oligarch hatte geplant, in Shelkovo einen Hotelkomplex mit Konzerthalle zu bauen, darin eine Schuke-Orgel für eine halbe Million Euro. Die Orgel steht in Werder zum Abtransport bereit, ist aber nicht einmal zur Hälfte bezahlt. Die Bauarbeiten für den Hotelkomplex ruhen – offenbar wegen der EU- und US-Sanktionen gegen Russland, die sich auch auf das Kreditgeschäft erstrecken.

Das Traditionsunternehmen gibt es seit fast 200 Jahren.
Das Traditionsunternehmen gibt es seit fast 200 Jahren.

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Insolvenzverwalter ist der Potsdamer Rechtsanwalt Christian Graf Brockdorff. Er bestätigte, dass es sechsstellige Zahlungsausfälle gebe, die das Unternehmen in Schwierigkeiten gebracht hätten. „Deshalb hat man sich zu einer geplanten Insolvenz entschieden“, sagt Brockdorff. Ohne die offenen Rechnungen wäre es nicht zu den Problemen gekommen, wie Brockdorff betonte.

Mit einem Insolvenzplan soll Schuke geholfen werden. Brockdorff geht von einer Fortführung der Geschäfte aus. „Die Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung ist sehr gut“, sagt der Insolvenzverwalter. Die Mitarbeiter seien vom Insolvenzantrag informiert worden. Inzwischen habe sogar die Landesregierung bei ihm angerufen, wie man Schuke erhalten und unterstützen könne, sagt Brockdorff. In Deutschland habe man neue Aufträge akquiriert und Brockdorff hofft nun, dass man einige davon vorziehen kann. „Wir wären sehr dankbar, wenn uns die Kirchengemeinden dabei unterstützen könnten.“

Das Unternehmen hat eine fast 200-jährige Tradition. Der Orgelbaumeister Gottlieb Heise hatte es 1820 in Potsdam gegründet. 1894 kaufte Alexander Schuke den Betrieb und begründete damit das Familienunternehmen, das sich schnell zu einer bekannten Orgelbaufirma in Deutschland entwickelte. 1972 wurde die Firma verstaatlicht. Matthias Schuke, seit 1974 Mitarbeiter, reprivatisierte 1990 das Unternehmen und ist seit dieser Zeit Inhaber und Geschäftsführer.

Der Orgelbaumeister erhielt 1998 als engagierte Persönlichkeit im Orgelbau das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Vor zehn Jahren hat die Firma das neue und größere Werkstattgebäude in den Havelauen in Werder bezogen.

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