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Berlin: Tränen für die Flamme

Glückliche Zuschauer und Läufer mit Gänsehaut beim olympischen Fackellauf durch Berlin

Nach den 400 Metern sind ihre Augen feucht. „Very good run“, lobt ein Mann vom Sicherheitsdienst – sehr guter Lauf. Kirsten Ulrich aus Karow haucht ein „Thank you“ und wischt sich eine Träne weg. 400 Meter weit hat sie das olympische Feuer durch Charlottenburg getragen. „Ich hatte eine Gänsehaut“, erzählt sie später, „das ist so, als wenn man nach einem Marathon weiß, dass man es geschafft hat.“ Kirsten Ulrich hat sich trotz Krebsdiagnose und Chemotherapie für den BerlinMarathon angemeldet – ein Kampfgeist, der mit der Einladung zum Fackellauf belohnt wurde. Am frühen Abend dann entzündete IOC-Vizepräsident Thomas Bach das Olympische Feuer bei der Party am Brandenburger Tor.

Für die 132 Läufer, die das Feuer je 400 Meter tragen, ist die Aufgabe eine Ehre. Die Rennrodlerin Sylke Otto etwa hat sich dafür eigens aus dem Trainingslager nach Berlin chauffieren lassen. Die Fackel mit dem hölzernen Griff und dem metallischen Schaft darf sie behalten, „sie bekommt zu Hause einen Ehrenplatz“.

So groß ist das Interesse der Berliner, dass sie vor Beginn des Laufs zu Hunderten vor dem Olympiastadion stehen. Sie wollen den Ex-Turner Eberhard Gienger sehen, der drinnen mit dem Fallschirm landet und das Feuer zur Ehrentribüne trägt. „Wir wollen rein“, skandieren die Zaungäste. Dann ist Gienger gelandet, Ruderin Katrin Boron entzündet das Feuer in der Schale des Stadions und Siegfried Eifrig, Fackelläufer von 1936, hält seine Hand an den Fackelstab. Überall an der Strecke Bravo-Rufe und Applaus der Zuschauer. Leuchtende Augen hat die 82-jährige Elisabeth Hasser: „Ich habe als Mädchen am Theodor- Heuss-Platz gestanden, 1936, als das Feuer ins Stadion getragen wurde“, erzählt sie, „und es ist ein Glück, dass ich das Feuer nochmal sehen darf.“

Nicht nur Sportler tragen die Fackel. Die schwangere Schauspielerin Tina Ruland gehört dazu, Love-Parade-Macher Matthias Roeingh, alias Doktor Motte. Moderatorin Sabine Christiansen lief doch nicht, gab aber am Alex die Fackel an Ex-Boxweltmeister Henry Maske weiter.

Auch Georgios Nikolaidis wird die Olympia-Fackel tragen. Allerdings erst Ende Juli, in seinem griechischen Heimatort Joannina. Jetzt aber steht der 74-jährige Berlin-Besucher in der Menge am Brandenburger Tor und jubelt seinen Landsleuten auf der Bühne auf Griechisch zu. Oben freut sich Dora Bakogianni, die Bürgermeisterin von Athen: „Unsere Flamme ist jetzt angekommen.“ Nach ihr redet NOK-Präsident Klaus Steinbach. Er wird auf der Übertragungsleinwand als „Regierender Bürgermeister von Berlin“ vorgestellt. Gelächter im Publikum. Klaus Wowereit, auch Gast am Mikrofon, nimmt’s sportlich. oew/kög

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