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Berlin: Tränen und Lebensfreude

Viele rührende Momente bei der Unicef-Gala

Es war schon spät, ein Teil der Unicef- Gäste beim 50-jährigen Jubiläum hatte das Haus der Kulturen der Welt bereits verlassen. Aber in einer Ecke stand immer noch eine Schlange vor dem Tisch, an dem China Keitetsi ihr Buch signierte. „Sie nahmen mir die Mutter und gaben mir ein Gewehr“ heißt es und handelt von ihrem Leben als Kinder-Soldatin in Uganda.

So sieht die Schluss-Szene einer ehrlichen Gala aus. Die Gäste, viele ehrenamtliche Helfer, waren in Sommerkleidung gekommen. Noch am Tag zuvor im Schloss Bellevue mit dem Preis „Jugend hilft!“ ausgezeichnet, bestreiten die teils mehrfach behinderten Kinder der Gruppe „Rur Rock“ mit unglaublicher Lebensfreude das Musikprogramm des Abends.

Eine ehrliche Gala kommt ohne Protz aus, aber nicht ohne Stars. Roger Moore und Joachim Fuchsberger waren dabei und Sir Peter Ustinov, der älteste Unicef-Botschafter, dem das Gehen inzwischen große Mühe bereitet. Er erzählte von seiner festen Überzeugung, dass man etwas zurückgeben muss für die Freude, die man bekommt. Dann führte er mit seiner uneingeschränkten Stimmenvielfalt die Imitation einer Bach-Kantate auf, die er Unicef widmete. Das rührte Johannes Rau so sehr, dass er spontan auf die Bühne sprang, um den großen alten Künstler zurück zu seinem Platz zu geleiten.

Vorher hatte der Bundespräsident in seiner Rede angeprangert, dass der UN-Beschluss von vor 32 Jahren, 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Entwicklungshilfe auszugeben, nicht verwirklicht worden sei: „Das halte ich für einen ziemlichen Skandal.“ Er warb zudem dafür, die Zahl der Unicef-Ehrenamtlichen von 8000 auf 16000 zu verdoppeln – in den nächsten zehn Jahren.

Eindrucksvoll war auch der Auftritt von Unicef-Botschafterin Sabine Christiansen, die richtig zornig wurde, als sie über die Verhältnisse im Irak sprach und von Kindern, die langsam austrocknen, weil kein Wasser da ist. Auch Christina Rau scheut gefährliche Reisen nicht, um für leidende Kinder Netze zu knüpfen. Die Stimme von China, die als Kind Menschen töten musste und ständig missbraucht wurde, brach irgendwann: „Ich weine nicht, weil ich traurig bin, sondern weil ich ein Recht habe zu weinen.“

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