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Trinken und trinken lassen. In vielen Berliner Biergärten – hier das Café am Neuen See im Tiergarten – kann man den Sommer aus vollen Krügen genießen.

© imago stock&people

Träumen unter Bäumen: Berlins beste Biergärten

Wir verraten, wo die lauschigsten Ecken für den Feierabendplausch und schönsten Ziele der nächsten Radtour sind.

MOABIT

Gras-Oase hinterm Kirchentor

Moabit ist womöglich der Geburtsort der Berliner Gartenbewirtschaftung. Demnach sollen hier zwei Hugenotten Anfang des 18. Jahrhunderts das erste Berliner Gartenlokal eröffnet und „Mocca faux“, also falschen Kaffee ausgeschenkt haben, der später als „Muckefuck“ bekannt wurde. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Statt falschem Kaffee gibt es echtes Bier, auch wenn der religiöse Touch noch nicht ganz verloren ist: In den Biergarten gelangt nur, wer sich von der Straße Alt-Moabit aus unter die romanisch wirkenden Torbögen von Sankt Johannis hindurchwagt.

Drinnen ist es heimelig unter hübschen Bäumen, der Lärm bleibt draußen. Riesige geschwungene Holzkonstruktionen, die optisch an Sofas erinnern, laden zum Fläzen ein, Bierbänke zum Hocken, das bayrische Bier zum Trinken. Das Speisenangebot reicht angeblich vom Burger über die Suppe bis zur Forelle; der Verfasser dieser Zeilen kann allerdings nur eine Aussage zur Bratwurst treffen, und die schmeckt, wie eine Bratwurst zu schmecken hat. Einziges Manko: Nach regnerischen Tagen ist der Besuch eher schlammig, der Boden besteht großteils aus Gras. Bodo Straub

Berliner Freiheit, Alt-Moabit 24, täglich 15-23 Uhr.

KREUZBERG
Craft Beer und Streetfood am Container

Mitten in der Stadt hat eine neue Brauerei eröffnet. Direkt am Gleisdreieck stehen die Überseecontainer des „Brlo Brwhouse“, der mobilen Brauereianlage eines jungen Start-ups. Besucher finden in dem Pop-up-Biergarten eine gute Auswahl der Brlo-Biere vom Fass, unter anderem das Pale Ale mit intensivem Hopfenaroma und eine traditionell leicht bittere Berliner Weiße, die man als Kenner natürlich ohne Sirup trinkt. Dazu kommen gut gekühlte Flaschen mit lokalem und internationalem Craftbeer sowie nachhaltiges Streetfood aus dem Truck, für das der bekannte Foodprofi Ben Pommer verantwortlich ist. Die Eröffnung von Brlo, so das altslawische Wort für Berlin, kam rechtzeitig zur Fußball-EM und bei den Berlinern gleich gut an. Michael Pöppl

Brlo Biergarten am Gleisdreieck, Schöneberger Straße 16, Mo-Fr ab 14 Uhr, Sa-So ab 12 Uhr.

Alles im Fluss. Die SpreeArche auf der Müggelspree.
Alles im Fluss. Die SpreeArche auf der Müggelspree.

© Dirk Paeschke, kostenlos-fotos.de

SPANDAU

Neue Welle an der Havel

So lange sich das Stadtvölkchen auf der anderen Havelseite vergnügt und skeptisch nach Westen guckt („…nach Spandau fahren?!“), bleibt das Idyll erhalten. Muss ja keiner wissen, was für entspannte Lokale es da drüben gibt: Zentral in der schnuckeligen Altstadt im „Lutetia“ unter schattigen Bäumchen, mit Spielplatz nebenan. Oder ein paar Schritte entfernt: im Brauhaus am Havelufer. Und soll auch keiner wissen, dass sich unauffällig auffällig seit Jahren im Staakener Dorfkern ein Österreicher hält, der im schattig-urigen Innenhof nicht nur gute Kalbsschnitzel (19 Euro) anbietet, sondern auch „Gösser“-Bier aus Österreich. Wer’s nicht verrät: Nur wenige hundert Meter entfernt hält die Regionalbahn am Bahnhof Staaken. André Görke

Lutetia, Jüdenstraße 10, täglich ab 9 Uhr. Brauhaus Spandau, Neuendorfer Straße 1, täglich ab 10 Uhr. Schaukelpferd – der Österreicher in Staaken, Hauptstraße 6, Di – Fr ab 15, Sa ab 12, So ab 10 Uhr.

SCHÖNEBERG

Riesenschnitzel auf der Insel

Nein, Bierbänke gibt es nicht. Es muss ja nicht immer Oktoberfestgröße sein. Nach einigen Stunden auf den harten Gartenstühlen passt aber auch das Sitzgefühl ins urig-süddeutsche Gesamtbild. Und natürlich sitzt man länger als geplant! Der kleine Außenbereich des Wirtshaus Heuberger auf der Roten Insel, direkt am S-Bahnhof Julius-Leber-Brücke, ist vielleicht nicht der klassische Biergarten, dafür muss man nicht anstehen (außer vielleicht für einen Tisch) und das Essen ist lecker. Maultaschensalat, Flammkuchen, Käsespätzle und Schnitzel in allen denkbaren Varianten, dazu frisch gezapftes Paulaner. Auf den ersten Blick abschreckende Warnungen, man solle seine Kinder bitte beschäftigen und die Nachbarn ab 22 Uhr schlafen lassen, entpuppen sich als freundliche Bitten für ein geselliges Miteinander. Damit klappt es hier meistens ziemlich gut. Anke Myrrhe

Wirtshaus Heuberger, Gotenstraße 1, geöffnet 12- 0 Uhr.

KREUZBERG

Obazda auf Holzbänken

Hasenheide? Ist das nicht dort, wo die jungen Kerle abends Autorennen fahren? Ja, genau da. Und genau da ist das „Valentin“. Ein bayrisches Gasthaus, eine Oase relativer Ruhe, im Schatten alter Kastanienbäume, wo die Gäste auf Holzbänken an Holztischen – „oans, zwoa, gsuffa“ – ein Augustiner vom Fass trinken und Kleinigkeiten zu fairen Preisen essen: einen Brotzeitteller mit Obazda, Weißwürstel und Kartoffelsalat, Leberkäs oder gar einen Braten. Ob der Valentin, Karl, namensgebend für diese gastliche Stätte war, oder das nur eine zufällige Koinzidenz ist – fest steht: Den Verkehrslärm muss man hier „nedd amoi ignorier’n“, wie der Münchner Komiker gesagt hätte. Weil sich hier der laue Sommerabend wunderbar leichthin verplaudern lässt. Michael Schmidt

Valentin, Hasenheide 49, geöffnet täglich ab 15 Uhr.

PANKOW
Lauschiges Plätzchen am Ehrenmal

Das Majakowski im Majakowskiring galt lange als einer der schönsten Biergärten. Und nicht nur Pankows Norden trauert dieser Institution, die vor Jahren schließen musste, noch heute nach. Wer schon einmal im Heideröschen gleich neben dem sowjetischen Ehrenmal war, wird das Majakowski allerdings zumindest kulinarisch inzwischen abgehakt haben. Das kleine Lokal mit der lauschigen Terrasse am Rande der Schönholzer Heide hat eine durchaus anspruchsvolle und individuelle Speisekarte, dazu gute Weine und frische Biere, und freundlich bedient wird man auch. Nicht selbstverständlich in diesen Breiten. Ulrike Scheffer

Heideröschen, Waldsteg 65, geöffnet täglich ab 12 Uhr.

CHARLOTTENBURG
Leckere Würstchen mit Aussicht

Die leckeren Merguez-Würstchen sind der Hauptgrund, den Schleusenkrug zu mögen. Wo gibt es schon einen Biergarten mit Aussicht und Neuland-Fleisch am Grill? Bestellt wird aus mal längeren, mal kürzeren Schlangen heraus am Kiosk, wo immer auch interessante, neue mundwässernde Gerichte wie Sesampfannkuchen mit mariniertem Gemüse annonciert werden. Hier hat man die Auswahl zwischen drei Schlangen, eine für die Getränke, eine für den Grill und eine für andere Speisen. Es gibt nicht nur Bierbänke, sondern auch Sitze mit Rückenlehnen, die man freilich erobern muss. Der Schleusenkrug heißt so, weil er direkt an die Tiergarten-Schleuse grenzt. Es gibt immer etwas zu sehen, wenn Schiffe hoch- und runtergehoben werden. Ein guter Ort fürs Touristen-Viewing, denn die sitzen ja alle auf dem Deck und staunen. Gemein ist nur, dass ein Fahrrad-Ausflugsverleih anscheinend ein Dauerreservierungsabo auf die Logenplätze am Wasser hat. Das sind doch selber oft Touristen, die könnten auch im hinteren Teil des Gartens mal gucken, wie Berliner sich so die Kante geben. Elisabeth Binder

Schleusenkrug, Müller-Breslau-Straße, geöffnet täglich von 10 bis 24 Uhr.

MOABIT

Gemütlichkeit an der Spree

Das Größte am Zollpackhof ist die Kastanie, ein uralter Baum, der den Gast vor Regen oder Sonne schützt, jedenfalls hat der brave Zecher ein grünes Dach überm Kopf. Vom Hauptbahnhof sind es nur ein paar hundert Meter Richtung Kanzleramt, vom Ufer der Spree aus kommt man sofort in den Biergarten und darf sich der Gemütlichkeit hingeben, dem Bier und Speisen für jedermann, rustikal und saftig wie die halben Hähnchen.

Aber nicht nur Trinken und Essen (mit den zutraulichen fetten frechen Berliner Spatzen a. G.) machen Laune und lockern die Zunge, auch die Lage spielt mit: Vorn die Spree, dahinter das Kanzleramt: Mal knattert der Hubschrauber, mal steht die Frau im oberen Stockwerk ihres voluminösen Amtsanwesens und denkt nach, oder auch nicht. Die Sache ist fest in Bayerischer Hand: Augustiner-Bräu hat das Haus gepachtet, das Innenrestaurant ausgebaut; rund um die Kastanie warten nun 2000 Sitzplätze mit Holzstühlen und -bänken auf die Sommergäste, und die kommen gern, aber nicht alle auf einmal. Lothar Heinke

Zollpackhof, Elisabeth-Abegg-Str. 1, geöffnet täglich von 10 bis 24 Uhr.

ZEHLENDORF

Träumerei am See

An sich ist der Namenszusatz „Alte“, jedenfalls als Unterscheidungsmerkmal zur Neuen Fischerhütte, überflüssig, denn die wurde schon 1938 abgerissen. Das am Ostzipfel des Schlachtensees gelegene und denkmalgeschützte Gasthaus mit Biergarten, Restaurant samt Sonnenterrasse und einer Weinhandlung ist alles andere als ein Geheimtipp. Aber trotz der Menge an Gästen, trotz der am Uferweg vorbeihechelnden Jogger und der Badenden am Ufer gegenüber – die Fischerhütte ist ein wirklich idyllisches Plätzchen geblieben, entweder unter schattigen Bäumen oder direkt neben dem Seegeplätscher. Im Biergartenbereich wird eher rustikale Gastronomie geboten, aber wem das nicht genügt, der kann sich ja einfach ins Restaurant verziehen. Die lieben Kleinen mögen sich derweil auf dem hauseigenen Spielplatz vergnügen. Andreas Conrad

Alte Fischerhütte, Fischerhüttenstr. 136, der Biergarten ist geöffnet ab 9 Uhr, Restaurant ab 10 Uhr.

Frisch gebaut. Das Brlo Brwhouse am Gleisdreieck.
Frisch gebaut. Das Brlo Brwhouse am Gleisdreieck.

© Mike Wolff

KÖPENICK
Schwimmende Blockhütte mit Terrasse

Hier schwankt man schon vor dem ersten Bier: Die Spreearche ist kein typischer Biergarten – sondern eine schwimmende Blockhütte, die idyllisch an der Mündung der Müggelspree zum Müggelsee liegt, erreichbar ist sie mit einer kleinen Fähre, die westlich der Müggelsee-Badestelle am Müggelschlösschenweg abfährt. Bei frisch geräuchertem Fisch ist auf den zwei Sonnendecks der Großstadtalltag sehr schnell sehr weit weg, ein wenig fühlt man sich angesichts des rustikalen Holzambientes wie Tom Sawyer auf seinem Floß – nur dass der dazu nicht auch noch Flensburger vom Fass serviert bekam. Lars von Törne

SpreeArche, Fähre am östlichen Teil des Müggelschlösschenweges, geöffnet täglich ab 12 Uhr.

PRENZLAUER BERG
Unter Bäumen übers Leben lachen

Das Leben ist kein Biergarten. Aber manchmal, an lauschigen Sommernachtsträumabenden, ist es hier am besten aufgehoben. Unter großen Kastanienbäumen, die einen Blick auf vorbeifliegende Sternschnuppen erlauben. Auf langen, aber nicht zu engen Bierbänken, an denen man auch schon in einer anderen Zeit, als hier noch ein anderes Land zusammensaß, über das Leben und sich selbst lachen konnte. Im ältesten Biergarten Berlins (seit 1837 gönnt man sich hier Imbiss und Restaurant) sitzt man lauschig mit Freunden bei süffigem Kiezbier und dennoch mittenmang im Getümmel einer zum Trendbezirk herausgeputzen Heimat, die hier eine ruhige Heimstatt hat. Zumindest abends, wenn das Leben ein Biergarten ist. Robert Ide

Prater Garten, Kastanienallee 7-9, geöffnet täglich ab 12 Uhr.

Und wo es sich in Berlin gut frühstücken lässt, verraten wir Ihnen hier.

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