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Die Traglufthallen auf dem Sportplatz im Moabiter Poststadion sollen nur zur vorübergehenden Unterbringung dienen.

© Image (Thomas Lebie)

Traglufthallen für Flüchtlinge in Berlin-Moabit: Dach überm Kopf aus warmer Luft

Zwei Traglufthallen in Moabit dienen als erste Unterkunft für neu angekommene Flüchtlinge. Viele Anwohner spenden hier Kleidung - und Zeit. Dennoch sollen die Flüchtlinge hier nicht länger als ein paar Tage wohnen.

Wie zwei gestrandete Wale ragen die beiden Traglufthallen in den Himmel über dem Gelände des Moabiter Poststadions. Innen erinnern sie dagegen mehr an Iglus. Durch das wabenartig geformte Dach scheint die Wintersonne auf das in Weiß gehaltene Mobiliar, das dem Raum etwas Leichtes, Freundliches gibt.

„Wir begrüßen unsere Gäste mit einem Lächeln, da muss auch die Umgebung stimmen“, sagt Irena Duda, verantwortlich für die Innenausstattung der beiden Wärmehallen. In den vergangenen Tagen war sie unzählige Male in Möbelhäusern. Für je sechs Personen hat sie Schlafräume eingerichtet, mit Tischen, Stühlen, Doppelstockbetten und Schränken. Zudem gibt es drei Krankenräume, einen großen Gemeinschaftsbereich, eine Spielecke und einen Raum der Stille.

Wenn Flüchtlinge in Berlin ankommen, führt sie der erste Weg in der Regel zum Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) in der Moabiter Turmstraße – zu einem vollen Wartesaal, in eine lange Warteschlange, oft ohne einen Termin zu bekommen. Am nächsten Tag warten sie wieder.

Innerhalb von zwei Tagen kamen 250 Flüchtlinge an

Viele werden nach einigen Tagen in andere Bundesländer geschickt, und für diese Übergangszeit hatte das Lageso händeringend nach Lösungen gesucht. Zusammen mit der Berliner Stadtmission hat die Firma Paranet zwei Wärmelufthallen auf dem Stadiongelände errichtet, auf insgesamt 2500 Quadratmetern Hallenfläche, das entspricht etwa zehn Tennisplätzen. 294 Menschen finden dort Platz – zum Essen, Duschen, Schlafen.

Sogar Zimmerpflanzen gibt es in den Traglufthallen in Moabit.
Sogar Zimmerpflanzen gibt es in den Traglufthallen in Moabit.

© imago/Thomas Lebie

„Am Freitagmittag standen 200 Flüchtlinge vor unserer Tür. Am Sonnabend sind noch 50 dazugekommen, und ich denke nicht, dass es weniger werden“, sagt Christiane Vorländer, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Die Mitarbeiter der Stadtmission waren in der Woche bis 22 Uhr anwesend, am Wochenende aber bis 4 Uhr morgens. „Zum Glück spenden Anwohner regelmäßig Kleidung und Spielzeug – und ihre Zeit“, sagt Vorländer. Viele hätten angeboten, mit den Kindern zu basteln, andere helfen bei der Essensausgabe. „Wir sind noch am Anfang. Es muss sich alles erst einspielen, aber mit so vielen Helfern geht es schon besser.“

Das Pilotprojekt ist nach Auskunft des Technischen Leiters Sven Geisthardt keine Erstaufnahme- oder Gemeinschaftsunterkunft. „Es ist eine Lösung für neu ankommende Flüchtlinge, für die es in den ersten Tagen keine Plätze in einer regulären Unterkunft gibt.“ Ein bis drei Nächte, maximal eine Woche, finden sie hier eine warme, sichere Bleibe. Wer neu hinzukommt, wird mit Bettwäsche, Handtüchern und Hygieneartikeln ausgerüstet – und Ohropax. Damit die Neuen zwischen all den Menschen auch mal zur Ruhe kommen.

Marion Starke

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