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Tragödie in Hermsdorf: Mediziner mit spirituellem Hintergrund

Der Hermsdorfer Arzt Garri R. bietet Seminare in Berlin an.

Garri R. hat eine sanfte Stimme. „Und wieder kannst du es dir richtig bequem an dem Platz machen, an dem du dich jetzt befindest“, spricht der in Taschkent, der Hauptstadt von Usbekistan, geborene Mediziner in akzentfreiem Deutsch auf einer „geführten Meditations-CD mit untermalter Musik“. Der 50-Jährige bietet Seminare in Berlin an und lernte vor ungefähr zehn Jahren auch bei dem Schweizer Arzt Samuel Widmer, der nach eigenen Aussagen selbst alle zwei Jahre in Berlin ist (siehe Seite 2). R. soll zudem Kontaktperson der „spirituellen Universität“ in Nennigkofen-Lüsslingen im Schweizer Mittelland sein.

Die Aachener Heilpraktikerin K. machte vor Jahren eine „Atemtherapieausbildung“ bei Garri R. Sie beschreibt ihn als „zuverlässigen Arzt und seriös“. Auch ein anderer Bekannter charakterisiert den 50-Jährigen als „grundsolide“, er sei kein risikofreudiger Experimentiertyp. Die Therapie praktiziere er seit Jahren, auch mehrtägige Wochenendveranstaltungen habe er wiederholt angeboten.

Vor etwa einem halben Jahr bezogen Garri R. und seine als Heilpraktikerin arbeitende Frau Elke P. mit ihren vier Kindern das Haus in Hermsdorf. Beide sollen längere Zeit nach einem großen Anwesen gesucht und ein anderes Grundstück wegen zu kleiner Ausmaße abgelehnt haben. In dem Haus unweit der Grenze zum brandenburgischen Glienicke hatten zuvor vier Familien gewohnt. Offensichtlich konzentrierten sich die Hausherren zunächst auf den Innenausbau, denn die Außenanlagen machen einen unfertigen Eindruck. Vor dem Eingang mit einem großen Fenster, hinter dem sich am Sonnabend die leicht verletzten Teilnehmer vor dem Gang ins Krankenhaus beim Abschied umarmten, stehen Pappkartons.

Augenfällig ist die unterschiedliche Schreibweise des Vornamens des von der Polizei am Sonnabend festgenommenen Arztes. Auf dem Praxisschild an der Straßenkreuzung steht „Garri R.“, während auf dem Briefkasten von „Garik R.“ die Rede ist. Auch die Liste der angeschlagenen Fähigkeiten des „Facharztes für Allgemeinmedizin“ und „Psychotherapeuten“ ist ungewöhnlich. Unter einem runden Symbol, auf dem sich vier Menschen umarmen, steht eine lange Aufzählung: „Psycholytische Einzel- und Gruppentherapie“, „Tiefenpsychologisch fundierte Einzel- und Gruppentherapie“, „Gestalt- und Körpertherapie“, „Suchttherapie“ und „Spirituelle Krisen“. sib/ste./das

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