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Trash-Wrestling: Die Ring-Saga

Das SO36 lädt zum zweiten Mal zum "Rock’n’Roll Wrestling Bash“.

Wild tanzen kennt man im SO 36. Aber sich gegenseitig anspringen, zu Boden schmeißen, mit Plastikstühlen verhauen, das ist doch ungewöhnlich, selbst für diesen Club. Zum Glück ist alles nur Spaß – und vorher genau abgesprochen. „Rock’n’Roll Wrestling Bash“ heißt die Show, die mexikanisches Catchen mit Musik und sehr viel Ironie verbindet. Diesen Freitagabend findet sie zum zweiten Mal im SO36 statt, bei der Premiere im Frühjahr tobten nicht nur die Kämpfer im Ring, sondern auch die Zuschauer drumherum. Denn obwohl die Kraftsportler mit ihren Masken recht furchteinflößend aussehen, düstere Kostüme und Kunstblut mögen und am liebsten mit unfairen Würgegriffen oder Tritten aufeinander losgehen, wollen sie eigentlich nur eines: unterhalten. Natürlich steht seit langem fest, wer jeweils gewinnen wird, die Choreografien der Kämpfe sind so kompliziert, dass sie genau einstudiert werden müssen. Neben deutschen und britischen Athleten stehen beim „Wrestling Bash“ auch US-amerikanische und mexikanische Sportler im Ring, organisiert wird der Abend vom Kölner Carlos Martinez, 29, einem großen Wrestlingfan, der eigentlich ein Platten- und ein Klamottenlabel betreibt, außerdem produziert er Werbevideos für seriöse Unternehmen wie die Post oder „Dr. Beckmanns Fleckenteufel“. Mittlerweile verbringt Martinez aber die meiste Zeit damit, sich Gedanken über neue Kämpfe und Figuren zu machen – er schreibt quasi die Drehbücher der Wrestling-Abende. Die sind weitaus überdrehter und alberner als die Hochglanzshows, die im Fernsehen laufen.

Die Masken seiner Kämpfer lässt er in einer kleinen Firma in Mexiko-Stadt herstellen, „und zwar Fairtrade“. Und was sind das für Leute, die 19 Euro zahlen, um schwitzende Bösewichter im Ring zu sehen? „Menschen, die sonst auch gerne ins Kino oder Theater gehen.“ Immerhin ein Viertel der Gäste sind Frauen. „Und die sind meist die lautesten.“ Denn je fieser ein Catcher auftritt, desto hemmungsloser darf man ihn ausbuhen. Im Hauptkampf des Abends tritt diesmal der „Scarecrowman“ gegen „Fireball 3000“ an, sympathisch wirken sie beide nicht, sagt der Veranstalter, aber Scarecrowman sei eindeutig die „fiesere Ansage“.

Früher hat Carlos Martinez selbst mitgekämpft, bis im Juli vergangenen Jahres ein 180 Kilo schwerer Gegner nicht aufpasste und Martinez bei einem misslungenen Wurf schwer verletzte. Dabei rissen ihm Bänder und Kapseln, er bekam eine Metallplatte ins Schlüsselbein geschraubt. Martinez will unbedingt in den Ring zurück. Nur sein Orthopäde ist noch nicht überzeugt. Sebastian Leber

Ab 20 Uhr in der Oranienstraße 190 in Kreuzberg, es gibt noch Karten an der Abendkasse, Infos unter www.so36.de

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