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Treberhilfe: Nach der Demo kam die Kündigung

Am Donnerstagmorgen stand Ingo Bullermann noch vor dem Rathaus Schöneberg und demonstrierte für die Erhaltung der Treberhilfe. Am Abend war ihm schon ohne Angabe von Gründen fristlos gekündigt – von der Treberhilfe.

Auf Nachfrage bestätigte der 42-jährige Sozialarbeiter die Kündigung. Seit über acht Jahren ist Bullermann für die Treberhilfe tätig. Erst als Sozialarbeiter, später als Leiter des Bereichs „Wohnprojekte“ und als Prokurist. Die Prokura wurde ihm bereits vor drei Wochen entzogen.

Zu der Frage, ob seine Kündigung in direktem Zusammenhang mit den Protesten vieler Treberhelfer gegen den derzeitigen Aufsichtsrat und die Gesellschafter stehe, wollte Bullermann sich nicht äußern. Doch der Verdacht liegt nahe. Denn das Schreiben wurde ihm am selben Tag zugestellt, an dem er mit rund hundert weiteren Mitarbeitern – darunter auch viele des von ihm geleiteten Bereichs – öffentlich gegen „das Marionettentheater“ des Ex-Chefs Ehlert protestierte. „Es gibt in unseren Augen keinen der derzeitigen Leiter, den man nicht als Ehlerts Getreuen bezeichnen könnte“, erklärte eine Teilnehmerin der Demonstration den Begriff „Marionettentheater“. Es sei denkbar, so ein Insider, dass Bullermanns Kündigung als abschreckendes Signal für solch mutmaßlich unbequemen Mitarbeiter gedacht sein könnte.

Unterschrieben hat die Kündigung ein vom jetzigen Geschäftsführer Dietrich Fenner bevollmächtigter Anwalt für Arbeitsrecht. „Ich habe nur getan, wozu der Aufsichtsrat mich angewiesen hat“, sagt Fenner. Es handle sich nicht um eine fristlose Kündigung, sondern bloß um eine Freistellung. Diese Behauptung sei unwahr, so Bullermann. In dem Schreiben sei von einer „außerordentlichen Kündigung mit sofortiger Wirkung“ die Rede. Außerdem habe man ihm darin „für alle Geschäftsräume und Einrichtungen des Unternehmens Hausverbot“ erteilt. Ein Verbot, dass er sich nun mit dem seit Anfang April beurlaubten Interimsgeschäftsführer Jens Fischer teilt.

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