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Verdichtete Bebauung. Am Spreeufer nahe der Grenze von Treptow zu Kreuzberg sollen neue Hochhäuser entstehen. Außerdem ist ein Park geplant.

© Simulation: Pysall

Treptow: Mediaspree-Anwohner wehren sich gegen Hochhausprojekt

Anwohner wehren sich gegen die drei geplanten Hochhäuser in der Fanny-Zobel-Straße. Sie befürchten eine Aufwertung des Kiezes und haben Angst vor Verdrängung wegen steigender Mieten. Dabei sind die Pläne bereits ein Kompromiss.

Selbst die Gegner mussten zugeben: Im Vergleich zu früheren Plänen ist das Vorhaben des Investors Agromex am Osthafen in Alt-Treptow eine Verbesserung. Dennoch wehren sich die Anwohner. Die Firma will auf der Brache neben den Twintowers, wie berichtet, zwei 99 und 110 Meter hohe Türme mit Eigentumswohnungen sowie ein 63 Meter hohes Hotel und einen Park mit Supermarkt bauen. Agromex-Chef Franz Rembold stellte die Pläne am Mittwochabend erstmals im Stadtentwicklungsausschuss des Bezirks öffentlich vor.

Die Bewohner des Viertels, wo der Mietspiegel derzeit bei knapp unter sieben Euro pro Quadratmeter liegt, haben Angst vor Verdrängung. „Schon jetzt ziehen Leute weg, weil sie sich die Mieten nicht mehr leisten können“, sagte Katja Schneider von der Anwohnerinitiative. Die neuen Pläne würden dies verstärken. „Ein Verdrängungseffekt ist nicht wünschenswert“, sagte der Verordnete Ernst Welters (Linke), der den Entwurf aber begrüßt. Anwohnerin Renate Borchert ist „schockiert, dass ich in 20 Metern Entfernung einen 100 Meter hohen Turm vor der Nase habe“. Schneider kündigte eine Klage wegen der geringen Entfernung zu bestehenden Häusern an. Christian Schild (CDU) entgegnete, es gebe auch „Interessen jenseits der Mietinteressen. Das ist schließlich eine top Lage“.

Die Pläne von Agromex seien „besser als alle Planungen vorher“, sagte Baustadtrat Rainer Hölmer (SPD). Einen möglichen Anstieg der Mieten will er nicht auf das Projekt zurückführen. Vielmehr seien die dortigen Häuser über den Zweiten Förderweg gebaut worden und deshalb viele Mietstaffelungen erlaubt. „Wer perspektivisch nicht bereit ist, zehn bis zwölf Euro pro Quadratmeter zu zahlen, wird es in dem Quartier schwer haben“, sagte Hölmer. Er sehe das soziale Problem, nur sei dies dort nicht zu lösen. Alternativen müssten anderswo im Bezirk geschaffen werden. Er wolle Wohnungsbaugenossenschaften dabei unterstützen, Grundstücke zügig zu bebauen. Zudem müssten die städtischen Gesellschaften günstigen Wohnraum anbieten.

Bildergalerie: So entwickelt sich das Mediaspree-Projekt

Bevor Agromex bauen kann – die Firma rechnet mit dem Beginn im zweiten Halbjahr 2013 und mit 18 Monaten Dauer – wird ein neuer Bebauungsplan erstellt. Sollte die BVV dem Werk zustimmen, wird der Plan öffentlich ausgelegt. Borchert und Vertreter vom Bündnis „Mediaspree versenken“, das Bauten ablehnt, wollen dann Kritik äußern. Bisher hatten Anwohner kritisiert, dass ihre Interessen vom Investor nicht gehört wurden. Stadtrat Hölmer sagte, in B-Planverfahren komme „nichts so raus, wie es reingeht“. Man müsse auch über die Höhe sprechen. So war in alten Plänen von 60 Metern die Rede. Weil durch die Höhe aber Masse verschwindet und dafür öffentlicher Raum und Grünflächen entstehen, „stehe ich dafür“, sagte Hölmer.

Statt nach bestehendem Plan zu bauen, der eine massive, riegelartige Bebauung vorsieht – der Masterplan von 1994 enthält sogar bis zu sechs Hochhäuser – hatte Agromex einen Architektenwettbewerb ausgelobt. Das Berliner Büro Pysall gewann. „Es hat nahezu alles perfekt gemacht“, lobte Jurychefin Ulrike Lauber von der Beuth-Hochschule. Vorgaben des Bezirks mussten einfließen. Gefordert waren eine Verbreiterung des Uferwegs von sechs auf 10 Meter, die Erhaltung des Spreeblicks für Anwohner, ein direkter Flusszugang über das Grundstück, ein 2000 Quadratmeter großer Park. Der wird nun 3000 Quadratmeter groß. Weil der Boden kontaminiert ist, muss Agromex 30 Tonnen Erdreich austauschen. Zu Gesamtkosten und Wohnungspreisen konnte das Unternehmen noch keine Angaben machen.

Agromex präsentiert die Entwürfe heute im Rathaus Treptow, Raum 218 (10- 18 Uhr). Infos: www.fanny-zobel-strasse.de

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