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Trink-Exzesse: Alkohol in der Öffentlichkeit verbieten?

Über 600 Minderjährige hat die Berliner Polizei seit April vergangenen Jahres betrunken aufgegriffen - allein in der vergangenen Nacht mussten sechs Jugendliche in Krankenhäuser eingeliefert werden. Deshalb soll jetzt ein Alkoholverbot in der Öffentlichkeit eingeführt werden, fordern Drogenbeauftragte, Gewerkschaft der Polizei und Politiker.

Seit ein 16-Jähriger Ende März vergangenen Jahres nach einer Zechtour ins Koma fiel und verstarb, schaut die Polizei genauer hin: 663 alkoholisierte Kinder und Jugendliche will sie seitdem in der Stadt aufgegriffen haben. Im Gegensatz zu der tödlichen Zechtour des 16-Jährigen greifen Minderjährige zumeist in Parks und auf der offenen Straße zur Flasche.

So auch in der vergangenen Nacht. Bereits um kurz vor sechs hatte eine 14-Jährige am U-Bahnhof Blaschkoallee in Neukölln die Feuerwehr verständigt. Ihre 13-jährige Freundin war nicht mehr ansprechbar, nachdem sie sich mehrfach übergeben hatte. Gegen 18:30 Uhr entdeckte ein Passant einen 13-jährigen Jungen an der Kreuzung Berliner Straße Ecke Alt-Tegel in Reinickendorf liegend auf dem Gehweg und alarmierte die Feuerwehr. In beiden Fällen mussten die Minderjährigen ins Krankenhaus.

Zu wenig Personal für Umsetzung

Wegen dieser Fälle fordern die Berliner Drogenbeauftragte Christine Köhler-Azara und die Polizeigewerkschaft gegenüber der Deutschen Presse-Agentur ein allgemeines Alkoholverbot an öffentlichen Plätzen. Dies wäre "ein gutes Zeichen". Auch die CDU strebe eine einheitliche Regelung für ganz Berlin an. Im November brachte die Partei in der Bezirksverordnetenversammlung einen Antrag ein, mit dem "das Trinken von Alkohol in öffentlichen Parkanlagen sowie auf Spiel- und Bolzplätzen" verboten werden soll.

Die Umsetzung des Verbots birgt jedoch Probleme. "Die Idee ist gut, aber die Polizei hat keine Kapazitäten und bei den eigentlich zuständigen Ordnungsämtern sieht es nicht besser aus", sagte der Vize-Landeschef der Polizeigewerkschaft, Helmut Sarwas, der dpa. Auch die Drogenbeauftragte warnte: "Wenn das Verbot nicht umgesetzt wird, wäre das kontraproduktiv, weil die Jugendlichen dann den Eindruck hätten, dass die Erwachsenen nur groß tönen, aber nichts tun."

Dabei wurde bereits gehandelt. Der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf hat ein Alkoholverbot auf öffentlichen Spielplätzen eingeführt, die Bezirke Spandau und Steglitz-Zehlendorf wollen nachziehen, so die Deutsche Presse-Agentur. Doch liege letztendlich die Verantwortung bei den Erwachsenen, weswegen die Drogenbeauftragte dort präventiv tätig werden will: "Jede Flasche harter Alkohol, die Jugendliche unter 18 trinken, ist zuerst durch die Hand eines Erwachsenen gegangen". (mist)

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