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Berlin: Trotz rückläufiger Besucherzahlen scheint das Motto der Ausstellung "Kauft mehr Kunst!" als Aufforderung verstanden worden zu sein

"Duschdas" lautet der Name einer bekannten Flüssigseife, der erst bei genauem Hinsehen als versteckte Aufforderung erkennbar ist. "Kauft mehr Kunst!

"Duschdas" lautet der Name einer bekannten Flüssigseife, der erst bei genauem Hinsehen als versteckte Aufforderung erkennbar ist. "Kauft mehr Kunst!" stand auf dem Plakat der Berliner Messe "art forum", dessen Gestaltung das Logo aufgriff. Ein Markenzeichen als Appell an den Konsumenten - nicht verdeckt, sondern direkt und unmissverständlich, Ausrufezeichen inklusive. Kauft mehr Kunst hieß im Klartext: Bitte, liebe Sammler, kauft bei uns diesmal mehr als in den vergangenen Jahren.

Die Bitte war nötig - und wurde erhört. Die Geschäfte haben sich tatsächlich verbessert. Zum Glück, denn das "art forum" kann sich nur dann auf Dauer durchsetzen, wenn auch die Rechnung stimmt. An schwarzen Zahlen hat es bisher gemangelt, daher blieb diesmal eine Reihe international renommierter Kunsthändler fern. Damit hängt zusammen, dass sich das "art forum" 1999 noch jünger präsentierte als seine Vorgänger. Etwa 90 Prozent des Angebots stammten aus den letzten fünf Jahren, wobei jedoch vielfach gerade die zumindest punktuelle Durchmischung mit hochwertigen älteren Werken der 50er und 60er Jahre für Spannung sorgte. Keinesfalls sollte dieses Standbein - oder Spielbein? - in Zukunft noch stärker in den Hintergrund treten.

Auch wenn einige wichtige in- und ausländische Galerien fehlten, war das "art forum" internationaler bestückt denn je. Merkwürdig jedoch, dass dies gar nicht so sehr ins Auge fiel. Ob das an den vielen Gemeinschaftsständen in- und ausländischer Teilnehmer lag - oder vielleicht an der massiven Präsenz der Berliner? Sie stellten mit 31 Teilnehmern rund ein Fünftel der Aussteller, während die Kölner nur mit sieben Galerien vertreten waren. Vielleicht entstand der Eindruck aber auch dadurch, dass zahlreiche ausländische Galeristen ihre Präsentation stark auf den Standort Berlin ausrichteten. Wenn zum Beispiel die Berlin-Fotos von Frank Thiel auf dem Stand von Helga de Alvear aus Madrid glänzen und Martin Assig besonders eindrucksvoll bei der Galerie Senda aus Barcelona zu sehen ist, dann ist das zwar ein schönes Zeichen internationaler Kooperation und Verflechtung. Aber es besteht auch die Gefahr, dass Eigenständigkeiten in den Hintergrund treten und Unterschiede nivelliert werden.

Ungenügend waren einzig die Besucherzahlen. Schon im vergangenen Jahr, als mehrere große Parallelveranstaltungen die Aufmerksamkeit auf sich zogen, kamen nur 16 000 Besucher zur Messe. Diesmal waren es fast genau so viele, obwohl die Schau um einen Tag verlängert wurde. Der Grund hierfür ist nicht zuletzt der hohe Eintrittspreis von 30 Mark. Eine Messe mit zeitgenössischer Kunst, die sich ausdrücklich auch an junge Sammler wendet, sollte keine künstlichen Barrieren aufbauen - dies womöglich im Zeichen einer missverstandenen Exklusivität. Doch die Veranstalter haben dazugelernt: Nächstes Jahr soll der Preis auf 20 Mark reduziert werden.

Markus Krause

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