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Aufgereiht. Vier ICE-Generationen hatte die Bahn zum 25-jährigen Bestehen des Hochgeschwindigkeitsverkehrs nebeneinandergestellt; beginnend mit dem ICE 1 (links). Der neue Star auf Schienen wird der ICE 4 (rechts), der den Probebetrieb im Herbst aufnimmt. Erstmals können in diesen Zügen auch Fahrräder im ICE mitgenommen werden.

© dpa

Trotzdem kein Halt am Berliner Zoo: ICE feiert 25. Jubiläum

Zum Jubiläum war die Superparade aller ICE-Generationen möglich. Der Halt in der City-West ist es nicht.

Vier auf einen Streich. In Berlin hat es am Donnerstag eine ganz besondere Premiere gegeben. Die Bahn stellte vier ICE-Generationen der vergangenen 25 Jahre im Werk Grunewald – für geladene Gäste – einträchtig nebeneinander auf die Gleise und feierte auf diese Weise das absolvierte Vierteljahrhundert ICE-Verkehr in Deutschland. Ein Bild, das es so noch nie zuvor gegeben hat. Die Züge mussten so geschickt rangiert werden, dass aus den jeweiligen Aufklebern an den Seitenwänden die zusammenhängende Botschaft zu lesen war: „ Seit 25 Jahren: Der ICE verbindet Menschen. Auch in Zukunft“.

Ob der ICE demnächst auch wieder Menschen vom Bahnhof Zoo aus verbinden wird, ist weiter ungewiss. Am vergangenen Wochenende hatte Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD) die Feier zum zehnjährigen Bestehen des Hauptbahnhofs genutzt, um direkt bei Bahnchef Rüdiger Grube für einen Halt der schnellen Fernzüge in der City-West zu werben. Auch der Ostbahnhof dürfe nicht abgehängt werden, hatte Geisel gefordert. Sein Staatssekretär Christian Gaebler sagte dem Tagesspiegel am Donnerstag, zumindest in den Tagesrandzeiten müsse es möglich sein, auch Fernzüge wie den ICE am Zoo halten zu lassen.

Sechs Minuten mehr

Ihr Nein zu den Berliner Wünschen begründet die Bahn damit, dass jeder Halt rund sechs Minuten Zeit kosten würde. Allerdings hat sie für die Fahrt der ICE-Züge zwischen Hauptbahnhof und Spandau so viel Zeit veranschlagt, dass die Züge fast bummeln müssen.

Und bei der Geburtstagsparade im Werk Grunewald am Donnerstag hat die Bahn gezeigt, was sie logistisch leisten kann. Einen Fernzug-Halt im Bahnhof Zoo so einzuplanen, dass der Fahrplan auch dann gehalten werden kann, will sie dagegen bisher nicht geschafft haben.

Als wahren Grund für die Aufgabe des Haltes am Zoo hatte der damalige Bahnchef Hartmut Mehdorn auch zugegeben, dass damit vor allem Kunden in die 80 Geschäfte am Hauptbahnhof gelockt werden sollten. Doch auch diese Rechnung geht nicht komplett auf: Fahrgäste aus den westlichen Bezirken nutzen bei der Fahrt mit den Fernzügen auch die Bahnhöfe Südkreuz und Spandau.

Einen Großteil des ICE-Verkehrs hat die Bahn bereits von der Ost-West-Stadtbahn in den Nord-Süd-Tunnel verlagert. Diese Züge passieren jetzt gar nicht mehr den Bahnhof Zoo. Nicht entschieden sei bisher, ob zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 auch die Züge Richtung Frankfurt (Main) durch den Tunnel – und damit weit am Bahnhof Zoo vorbei – fahren werden, sagte der Berliner Bahnchef Alexander Kaczmarek. Den Weg durch den Tunnel nehmen seit der Inbetriebnahme der Neubaustrecke Halle/Leipzig–Erfurt im vergangenen Dezember Sprinter-Züge über Erfurt nach Frankfurt (Main). Derzeit entfallen sie allerdings wegen Bauarbeiten bis zum 12. Juni.

Es ist aber auch möglich, dass wieder mehr Fernverkehr auf die Stadtbahn zurückkehrt. Die Bahn prüft einen Halb-Stunden-Takt für den ICE-Verkehr Richtung Köln, wo die Züge heute stündlich fahren. Abwechselnd könnten die Züge durch den Tunnel oder über die Stadtbahn fahren, heißt es.

50 Millionen neue Fahrgäste

Die Bahn will ihr Angebot bis 2030 bekanntlich erweitern und bis dahin 50 Millionen neue Fahrgäste gewinnen, sagte die Vorstandsvorsitzende Fernverkehr, Birgit Bohle, auf dem Jubiläumsfest. Und sie verwies darauf, dass das Ziel, mit dem ICE doppelt so schnell zu sein wie mit dem Auto und halb so schnell wie mit dem Flugzeug, häufig erreicht worden sei.

In Berlin geht dieser Vorteil allerdings für einen Großteil der Fahrgäste verloren. Bereits 2009 hatte eine Studie des Stadtökonoms Gabriel M. Ahlfeldt von der London School of Economics and Political Science ergeben, dass seit der Eröffnung des Hauptbahnhofs und dem Haltverzicht am Bahnhof Zoo mehr als 65 Prozent der Berliner mehr Zeit benötigen, um einen Fernzug zu erreichen. Nur 35 Prozent profitieren demnach vom neuen Konzept und sind seither auch durch die neuen Stationen Gesundbrunnen und Südkreuz schneller am Zug.

Sitzen sie einmal drin, können sich zumindest Internet–Nutzer freuen. Bahnchef Rüdiger Grube versprach am Donnerstag erneut, dass bis Jahresende alle rund 250 ICE-Einheiten mit Gratis-W- Lan ausgestattet werden – auch in der 2. Klasse.

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