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Berlin: Tschüss, Ampelmann

Designer Michalsky sucht das Super-Souvenir – und alle Berliner sollen mitmachen.

Berliner Reiseandenken? Naja. „Das geht auch besser!“ tönt ein kurzer Kinotrailer, der vorher kurz das Schreckenskabinett durchmessen hat: Plüschbärchen, Schlüsselanhänger, Mauerdarstellungen in allen Farben , was eben so bereit gehalten wird in Berlin, um den Touristen das schwer Ersparte aus der Tasche zu ziehen und die Botschaft von der supercoolsten aller Metropolen um die Welt zu senden.

Produziert wurde dieser Film von jenen, die kraft Amtes nach Besserem suchen: Die Berlin-Partner GmbH hat am gestrigen Montag mit einer Kampagne begonnen, deren Ziel das ultimative Souvenir ist. Es soll vermutlich origineller sein als der stilisierte Aschenbecher mit dem Wort „du“ und der rot gezackten Be-Berlin-Silhouette, der als Logo dient und in den nächsten Tagen und Wochen überall in der Stadt auftauchen soll, um fürs Nachdenken zu werben.

Jeder Berliner kann mitmachen, Amateur oder Profi, egal. Hauptsache kreativ. Und Kreative gibt es ja in der Stadt bekanntlich massenhaft. Einer von ihnen, der Modedesigner Michael Michalsky, hat denn auch die Schirmherrschaft über diesen Wettbewerb übernommen. Er formulierte am Montag vor der Presse die Hoffnung, „dass man mal seinen Freunden ein Souvenir mitgeben kann, das nicht auf der unernsten Seite ist“, also kein Späßchen aus der Klischeekiste darstellt. Das gesuchte Objekt müsse marktfähig und industriell produzierbar sein, sagte er und schränkte auf Fragen nach dem Preis ein, alles Dreistellige sei sicher nur noch für einen sehr kleinen Kreis von Touristen interessant.

Melanie Bähr, die Geschäftsführerin der Berlin-Partner, lobte die Berliner Kreativwirtschaft für ihr Potenzial und sagte, es sei nun Zeit, diesen Ideenreichtum für das Hauptstadtmarketing zu nutzen und mit Souvenirs hinaus in die Welt zu tragen. Für die Qualität der Endauswahl stehen neben Bähr, Michalsky, Senatssprecher Richard Meng, Burkhard Kieker, dem Chef von „Visit Berlin“ und Regina Sankowsky von „Create Berlin“ bekannte Design-Fachleute wie Cornelia Horsch von Internationalen Design-Zentrum und Birgit Weller von der Hochschule für Technik und Wirtschaft.

Für die Vorauswahl wurden ferner verschiedene Projektpartner einbezogen, die überwiegend aus dem Bereich Interior- und Produktdesign kommen, und von denen man sich dann auch Hilfestellung bei der Realisierung der Entwürfe verspricht. Zu den Medienpartnern der Aktion zählt auch der Tagesspiegel.

Die eigentliche Wettbewerbsphase hat jetzt begonnen und dauert bis zum 29. April. Das ist der Stichtag, bis zu dem die Entwürfe und Ideen eingereicht werden müssen, Näheres erfährt man bei www.sei.berlin.de/du. Die verschiedenen Vorschläge werden während des Internationalen Design-Festivals vom 5. bis 9.Juni in Berlin gezeigt. Wer einen der drei Preise für die besten und marktfähigsten Ideen gewonnen hat, wird mit 5000, 3000 oder 2000 Euro belohnt, außerdem gibt es einen Publikumspreis.

Die Preisverleihung findet während der Design-Meile im Oktober statt. „Darüber hinaus wird be Berlin versuchen, die Produktion, Vermarktung und den Vertrieb der Produkte zu organisieren“, heißt es in der Ausschreibung – garantiert wird für nichts.

Ob bei diesem Wettbewerb tatsächlich das ultimative Souvenir des 21. Jahrhunderts herauskommt oder nur heiße Berliner Luft in Dosen, ist natürlich offen. Dringend nötig wäre eine neue Idee durchaus, denn der letzte Genieblitz, das allgegenwärtige Ampelmännchen, ist als Reisemitbringsel auch schon wieder 20 Jahre alt und transportiert, streng genommen, eher Ost-Berlin-Nostalgie als neues Berliner Lebensgefühl.

Für den Wettbewerb haben die Berlin- Partner nach Angaben von Melanie Bähr eine sechsstellige Summe in die Hand genommen. Sie betonte, es handele sich nicht um einen internationalen Aufruf, sondern um einen Impuls für die Berliner Kreativszene. Man werde bei den Bewerbern aber nicht nach einem Melderegisterauszug fragen, ergänzte Michalsky, es reiche die Verbundenheit mit der Stadt. Bernd Matthies

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