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Berlin: TU-Präsident Kurt Kutzler

Eine zwiespältige Woche für den Mann an der Spitze der einst weltberühmten Königlich Technischen Hochschule zu Berlin. Da feiert er seinen 65.

Eine zwiespältige Woche für den Mann an der Spitze der einst weltberühmten Königlich Technischen Hochschule zu Berlin. Da feiert er seinen 65. Geburtstag und freut sich auf die herausfordernden Aufgaben in den nächsten vier Jahren. Da ist andererseits das Abschneiden seiner TU im Exzellenzwettbewerb. „Enttäuscht, aber nicht entmutigt“ sei er. Die 30 Millionen Euro wären für den Ausbau der angepeilten Kompetenzcluster enorm wichtig gewesen. Sein fernes Leitbild, die Stanford Universität, hat 20 Milliarden Dollar Stiftungsvermögen, die nahe ETH in Zürich einen Etat von jährlich 800 Millionen Euro. Die TU muss mit ihren heute noch 265 Millionen aus dem Landessäckel und 70 Millionen Euro Drittmitteln seit Jahren einen strengen Sparkurs fahren.

Strikte Konzentration auf die klassischen Felder einer ingenieurwissenschaftlichen Hochschule ist da angesagt mit einem „schielenden Auge auf die Anwendbarkeit und die sonstigen Disziplinen als ’Zulieferer’“. Statt 580 forschen und lehren heute noch 327 Professoren bei knapp 28 000 Studenten. Wie sich dieser Schrumpfkurs mit dem bevorstehenden riesigen Studentenberg vereinbaren lässt, ist dem gelernten Mathematiker auch nicht klar. Dass er einmal Professor an einer Uni sein würde, hat sich der schlanke Sudetendeutsche mit dem sympathischen „Prager R“ nie vorstellen können. Jurist sollte er werden. Aber eine Fünf in Mathe in der Unterprima hatte den notorischen Klassen-Primus zu sehr geärgert und herausgefordert.

Zur Schule war er nach Ausweisung der Familie aus Aussig/Elbe in Bayern gegangen. Glücklich sei seine Kindheit gewesen. Mit der Versetzung des Vaters an die Spree begann dann 1961 sein Berliner Leben. Goetheschule, Studium und Promotion an der FU. Dann „die Flucht aus der aufgeregten 68-Atmosphäre“ zur Habilitation und ersten Lehrverpflichtungen ins beschauliche Mannheim. Die „Sehnsucht nach der so reichen Berliner Kultur“ hat ihn 1973 aber wieder hierher an die TU gebracht. Zehn Jahre später ist er als Vizepräsident und Manager seiner Hochschule dann seiner zweiten Leidenschaft, den gesellschaftspolitischen Fragen, gefolgt. Nun ist er Präsident und mit großer Mehrheit für eine zweite Amtszeit gewählt. Er leidet unter seiner knappen Zeit und den beschränkten Mitteln. Aber „leiden“ sei eigentlich der falsche Begriff. Sein Motto: Nicht klagen, sondern gestalten.

So weist er auch auf die Spitzenstellung der TU auf dem Gebiet Informationstechnologie hin, auf die vielen erfolgreichen Ausgründungen. Für Kinder hatten er und seine auch vollbeschäftigte Medizin-Frau – die er schon von der Schulbank kennt und mit der er seit 1968 glücklich verheiratet ist – nie ausreichend Zeit. Aber Pausen für Golf, für Theater und klassische Musik gönnt er sich weiterhin. Viele Stücke erkennt er schon beim Auftakt. Aber was genau sein spezielles Fachgebiet in Mathematik ist, das kann ich als Laie auch nach hundert Takten geduldiger Erklärung nicht erkennen.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

Kurt Reiner Kutzler (65). Der Mathematik- Professor ist seit 2002 Präsident der Technischen

Universität Berlin. Er sitzt im Aufsichtsrat mehrerer Berliner

Unternehmen.

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