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Tücken des Alltags: Das eigene Fahrrad stehlen

Thomas Lackmann will das eigene Fahrrad befreien und muss auf Methoden von Raddieben zurückgreifen - seine Familie hilft ihm dabei.

Die besten Fortsetzungs-Storys schreibt das Leben. Vorgestern hatte Elisabeth Binder an dieser Stelle erfahrene Raddiebe gebeten, ihr Können ehrlichen Bürgern anzubieten, deren Räder nach Schlüsselverlust nicht mehr loszueisen sind. Der Kollegin war, trotz ihres seriösen Auftretens, bei einer Hilfsanfrage in der Werkstatt Argwohn entgegengeschlagen. Soll es einem Familienvater mit Schlägerkappe besser gehen, der sich zufällig (!) am selben Tag entschließt, seinen vorm Haus rostenden Drahtesel selbst zu entfesseln?

Was man braucht: eine Metallsäge, ein Schloss ohne Schlüssel und mutige Helfer

Im nahen Sicherheitsladen war er mit der Honoraransage „89 Euro 50“ abgeschmettert worden. Nun muss die frisch im Baumarkt erworbene Metallsäge („Sie brauchen nicht drücken!“) zum Zuge kommen. Angesichts zahlreicher aufmerksamer Spaziergänger bittet der Vater sein strafunmündiges Kind um Begleitschutz, zur Steigerung der Unschuldsvermutung. Das Kind besteht – als die zarten Hände des Erziehungsberechtigten krampfen – darauf, ebenfalls sägend aktiv zu werden. Die Gummihaut des Schlosses ist leicht zu schlitzen. Das Metallrohr drunter leistet Widerstand. Nach gefühlter Dreiviertelstunde berührt das Sägeblatt den Drahtkern. Ab da vertieft sich die Scharte um: null Millimeter. Es stieben keine Späne mehr. Der Mann mit Kappe erinnert sich, wie damals beim Kauf das Schloss als stabil gelobt wurde. Wo steckt nur die Quittung, mit der sich die Legalität der Aktion beweisen ließe?

Beim nächsten Mal dann doch ein anderes Schloss?

Zuschauer linsen belustigt durchs Kneipenfenster. Haben sie die Polizei gerufen? Vater in den Knast, Kind ins Heim? Es naht die Mutter des Strafunmündigen mit der stromabhängigen Mini-Flex. Leider fehlt: die nötige Kabeltrommel! Das Kind wird für Latte-to-go ins Café geschickt (auch das: Tatbeihilfe). Endlich ist die Mini-Flex am Netz – eine Winz-Kreissäge, wie zum Pizza-Schneiden gemacht! Funken sprühen. Es fehlt: die vorschriftsmäßige Schutzbrille. Erst passiert nichts. Dann macht’s knacks. Die Familie beschwört den Vater, trotz seiner Abitur-Sechs in Mathe, bitte jetzt aufs Zahlenschloss umzusatteln. Dass ein neues Sicherheitskonzept des Polizeipräsidenten dafür ab 2015 Sepa-Codes durchsetzen will, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht publik. Welch ein Sägen!

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