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Berlin: Türkische Kicker bei Aktion gegen Gewalt Kampagne für Frauenrechte startet in Neukölln

Sein Taxi hat Hüseyin Gül für die Anti-Gewalt-Aktion am Donnerstagvormittag stehen gelassen. Stattdessen ist der Taxifahrer, der nebenbei im Fußballverein Türkiyemspor spielt, mit einigen Mitspielern zum Rathaus Neukölln gekommen – um Brötchen zu verteilen.

Sein Taxi hat Hüseyin Gül für die Anti-Gewalt-Aktion am Donnerstagvormittag stehen gelassen. Stattdessen ist der Taxifahrer, der nebenbei im Fußballverein Türkiyemspor spielt, mit einigen Mitspielern zum Rathaus Neukölln gekommen – um Brötchen zu verteilen. Ebenso wie Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky. „Gewalt kommt nicht in die Tüte“, steht drauf. Das ist das Motto des diesjährigen „Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen“, an dem gestern in allen Berliner Bezirken insgesamt eine Million Brötchentüten verteilt worden sind.

Dem Neuköllner Bezirksbürgermeister Buschkowsky war es wichtig, „dass gerade hier türkische Idole mitmachen, damit auch die Ausländer im Bezirk aufmerksam werden“. Wenn die ihren Landsleuten zeigten, „hey, es ist nicht richtig, Frauen oder Kinder zu schlagen“, dann sei das möglicherweise erfolgreicher, als wenn das ein Politiker tut.

Im vergangenen Jahr war Kickboxweltmeister Cengiz Koc bei der Aktion dabei. Diesmal hat der Bezirk beim türkischen Oberligisten Türkiyemspor angefragt. „Wir haben spontan zugesagt, weil wir die Aktion sehr wichtig finden“, sagt Harald Aumeier, Geschäftsstellenleiter von Türkiyemspor. Eine Studie hat ergeben, dass in Deutschland jede vierte Frau bereits Opfer von körperlicher und sexueller Gewalt wurde. Fast immer passiert das zu Hause, fast immer ist der Täter der eigene Partner. „Zwar zieht sich häusliche Gewalt durch alle Gesellschaftsschichten, aber gerade in den noch sehr traditionell geprägten Ausländerfamilien herrscht ein bestimmtes Rollenverständnis vor“, sagt Buschkowsky. Aumann stimmt zu: „In türkischen und arabischen Familien ist die Position des Mannes vorherrschend.“ Es gelte häufig als völlig normal, seine Frau zu schlagen. Die verprügelten Frauen sähen aber oft keine Möglichkeit, dort herauszukommen. Auch die Angst vor der „Blutrache“ hindere viele Opfer, Hilfe von außen zu suchen.

Buschkowsky sagt, dass Frauen, die in Zwangsehen leben, es dabei besonders schwer hätten. Es sei ein wichtiger Schritt, dass der Senat künftig Zwangsheiraten unter Strafe stellen will. „Es gibt so viele Frauen, die aus dem Ausland zur Ehe nach Deutschland eingeflogen werden. Sie kennen hier niemanden, außer den Ehemann. Sie haben keinerlei soziale Kontakte. Wie soll denn die Frau wissen, dass es Hilfe gibt?“ Wie beispielsweise das BIG-Telefon (6110300), wo Opfern häuslicher Gewalt geholfen wird. Und das auch mit Hilfe von Dolmetschern, falls es Sprachprobleme gibt.

Im nächsten Jahr hofft Buschkowsky, dass auch viele der türkischen und arabischen Lebensmittelgeschäfte mitmachen. „Unser Ziel ist es, dass die Plastiktüten, die dort ausliegen, ebenfalls mit dem Anti-Gewalt-Spruch in mehreren Sprachen bedruckt werden.“ Das sei diesmal organisatorisch noch nicht möglich gewesen.

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