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Hinein, hinein. Die Piste zum unterirdischen Flughafen gibt es schon. Nun könnte auch auf der BER-Zubringerstrecke ein Tunnel entstehen - nach jahrelangen Debatten

© Thilo Rückeis

Tunnel auf BER-Zubringerstrecke: Lichtenrade will in die Röhre gucken

Seit 16 Jahren wird um einen Tunnel auf der neuen Flughafen-Express-Strecke gestritten. Offenbar bewegt sich die Bahn nun.

Es geht um viel, um sehr viel. Für die Fahrgäste zum neuen Flughafen um einige Minuten Zeitersparnis, für die Lichtenrader um die Zukunft ihres Ortsteils. Und für die Bahn um mindestens 100 Millionen Euro. Der Streit um die Dresdner Bahn ist ebenso lang wie kompliziert. Nun scheint es endlich eine Lösung zu geben im jahrelangen Streit zwischen Bahn, Bund und Berlin. Das sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete Jan-Marco Luczak, der seit vielen Jahren für einen Tunnel durch Lichtenrade kämpft, um Lärm und die Verschandelung des Tempelhofer Südens zu vermeiden.

Die Sprecherin von Berlins Verkehrssenator Michael Müller (SPD), Daniela Augenstein, reagierte spontan begeistert auf die Nachricht, dass sich Bahnchef Grube erstmals für den Tunnel ausgesprochen hat. „Super, dass sich die Bahn bewegt.“ Sie konnte am Nachmittag aber nicht sagen, ob die neue Haltung der Bahn in der Verwaltung bereits offiziell bekannt sei. Die Bahn teilte nur mit, dass sie sich zu Gesprächen des Vorstandsvorsitzenden nicht in der Öffentlichkeit äußert.

Gesamtkosten der Strecke: Mehr als 500 Millionen Euro

Berlin hat immer einen Tunnel gewollt, um Lichtenrade nicht zu zerschneiden. Der Bund und die Bahn waren dagegen für eine ebenerdige Strecke, um Geld zu sparen. Gestiegen waren die Chancen für einen Tunnel im Oktober, als sich der Bund erstmals bereit erklärt hatte, einen Teil der Mehrkosten zu übernehmen, wenn auch Berlin sich beteiligt. Genau das ist auf Betreiben der CDU im Koalitionsvertrag festgeschrieben. Schätzungen gehen von 100 Millionen Euro aus. Wie diese Summe zwischen dem Bund und Berlin aufgeteilt werden soll, ist noch offen. Die Gesamtkosten der Strecke liegen bei mehr als 500 Millionen Euro.

Angesichts der Vorteile und der langen Haltbarkeit des Bauwerks seien die Mehrkosten gerechtfertigt, sagte Luczak. Seit Jahrzehnten fahren durch Lichtenrade keine Fern- und Regionalzüge mehr, nachdem die DDR-Reichsbahn 1952 den Anhalter Bahnhof geschlossen hatte. S-Bahnen fuhren zu Mauerzeiten bis Lichtenrade, seit 1992 wieder bis Blankenfelde.

Der Tunnel müsse zwar erst geplant werden, ein Rechtsstreit um die bislang von der Bahn bevorzugte ebenerdige Strecke würde den Wiederaufbau der Strecke jedoch ebenfalls um Jahre verzögern, soll Grube bei dem Gespräch als Begründung geäußert haben, sagte Luczak. Wie berichtet, kämpft die „Bürgerinitiative Lichtenrade – Dresdner Bahn“ seit 16 Jahren für die Tunnellösung, weil eine ebenerdige Strecke den Ortsteil in zwei Hälften zerschneiden und mit meterhohen Schallschutzwänden verschandeln würde. Die BI hat eine Klage mehrfach angekündigt und hat bereits eine hohe Summe für die Gerichtskosten gesammelt. Derzeit fahren die Züge nach Schönefeld einen kilometerlangen Umweg über die Anhalter Bahn durch Lichterfelde und über den südlichen Außenring. Zudem ist die Anhalter Bahn bereits jetzt überlastet.

„Der Tunnel ist jetzt in greifbarer Nähe. Diese Chance dürfen wir nicht verstreichen lassen.“

Luczak, der Mitglied in dieser Bürgerinitiative ist, sprach am Mittwoch von einer sehr erfreulichen Nachricht: „Der Tunnel ist jetzt in greifbarer Nähe. Diese Chance dürfen wir nicht verstreichen lassen.“ Der Abgeordnete will nun den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und Grube anschreiben, um den weiteren Weg zu besprechen.

Zuletzt hatte es Diskussionen um die Länge des Tunnels gegeben. Um den Streit zwischen den Beteiligten zu entschärfen, hatte eine andere Initiative, das „Bürgerforum Zukunft Lichtenrade“, als Kompromiss einen 1,2 Kilometer kürzeren Tunnel vorgeschlagen. Dieser würde erst am Schichauweg beginnen. Die alte Bürgerinitiative will einen Tunnel, dessen Rampe bereits am Bahnhof Buckower Chaussee beginnt. Die S-Bahnen würden bei beiden Varianten weiter oben fahren. Zuletzt war das Jahr 2020 als Termin für die Wiedereröffnung genannt worden, der allerdings durch Gerichtsverfahren verzögert werden könnte. Wichtig ist die Strecke für eine schnelle Anbindung des Großflughafens BER mit dem Airport-Express an den Hauptbahnhof.

Die Initiative im Internet: www.dresdner-bahn.de

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