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Der vom Fernsehen. Reinhold Beckmann kann nicht nur reden, sondern auch musizieren.

© DAVIDS/Michael Huebner

TV-Mann mit Zweitkarriere: Reinhold Beckmann hat jetzt eine Band

Reinhold Beckmann aus dem Ersten startet eine Zweitkarriere – mit eigenen Songs. Am Wochenende tritt er mit Band in der Bar jeder Vernunft auf.

Lässig fläzt er sich in den Sessel, die grauen Haare verwuschelt, das Hemd locker über der Jeans und so gar nicht der seriöse Talker im Jackett, den er jeden Donnerstag in seiner ARD-Sendung gibt. Aber das Lässige passt zur neuen Rolle: Reinhold Beckmann ist jetzt nicht mehr nur Moderator und Fußballkommentator, er hat jetzt auch eine Band.

Ach nee, noch einer. Diesen ersten Gedanken könne er durchaus nachvollziehen, erklärt der Fernsehmann beim Interview. Deshalb hat er auch erst mal ganz klein angefangen: Mit seiner Band tritt er seit zwei Jahren in Kulturhäusern und Theatern an Orten wie Rheingau-Freistett, Tauberbischofsheim und Staffelstein auf, wollte sich das Publikum erspielen und „am Anfang bloß keine CD machen“.

Der Trend zur musikalischen Zweitkarriere ist unter TV-Stars nicht ganz neu: Die Schauspieler Ulrich Tukur, Anna Loos und Ehemann Jan Josef Liefers sowie dessen „Tatort“-Kollege Axel Prahl haben es mit eigenen Bandprojekten vorgemacht; Moderatorin Barbara Schöneberger brachte es 2007 selbstironisch mit ihrem Titel „Jetzt singt sie auch noch!“ auf den Punkt. Und Ina Müller hat von jeher mit den Gästen ihrer Show „Inas Nacht“ lieber gesungen als geredet.

Apropos: Hier hat das angefangen mit Beckmann und der Band. Helge Zumdieck, Schlagzeuger bei Ina Müller, war so angetan von dem Bossa Nova, den Beckmann zum Besten gab, dass er ihn zu einer Zusammenarbeit überredete. „Das war der liebevolle Tritt in den Hintern, den ich brauchte“, sagt Beckmann. Wozu so ein Tritt doch gut sein kann: 24 Bühnensongs, weitere 20 „noch unfertige“ und ein ziemlich breites musikalisches Spektrum haben Beckmann und Band zu bieten. Von Zwanziger-Jahre-Swing über Chanson und kubanische Volkslied-Rhythmen bis hin zu Bob-Dylan- und Tom-Waits-Momenten ist alles dabei.

Gezupft wie gesungen. Beckmann tritt am 20., 21. und 24. April mit Band in Berlin auf.
Gezupft wie gesungen. Beckmann tritt am 20., 21. und 24. April mit Band in Berlin auf.

© promo

Das Ausprobieren verschiedener Stile mache ihm genauso Spaß wie das Spiel mit Worten und Formulierungen. „Für mich als Journalist, der viel mit Sprache zu tun hat, war klar, dass ich Deutsch singe. Obwohl Songs zu texten etwas ganz anderes ist als journalistisch zu schreiben, weil man dabei viel mehr verknappt und verdichtet.“ Zu 70 Prozent verfasst er die Songs selbst, der letzte Schliff kommt von Gitarrist Andreas Dopp. Außerdem an Bord sind neben Schlagzeuger Zumdieck noch Bassist Thomas Biller und Pianist, Akkordeonist und Trompeter Jan-Peter Klöpfel.

Beckmann selbst hat schon früh mit der Musik angefangen, von Klassik über Jazz bis hin zur eigenen Band, wo er Gitarre und Schlagzeug gespielt hat; zu verdanken habe er das „einem musikgeprägten Gymnasium und einem leidenschaftlichen Musiklehrer“, sagt der gebürtige Twistringer. Die Kleinstadt bei Bremen hat er aber gleich nach dem Abi hinter sich gelassen; nach 13-jähriger Station in Köln lebt er inzwischen seit mehr als 20 Jahren in Hamburg. Nun plaudert er erst mal mit dem Fotografen über dessen Herkunft. „Magdeburg? Oh das ist hart.“ Aber als Fotograf müsse man ja eh nach Berlin oder Hamburg. Neulich sei er durch Offenbach gefahren, das sei auch so ein Wegzieh-Ort.

Aber noch mal zurück zur Musik. Ist der Medienprofi, dessen Karriere 1980 beim WDR begann und der seit 1999 seine eigene Talkshow hat, eigentlich nervös vor Bühnenauftritten? „Den ersten Song des Abends spiele ich alleine, noch ohne Band, da bin ich schon etwas aufgeregt“, gibt Beckmann zu. Anfangs hatte er noch sein Textbuch auf der Bühne liegen, inzwischen hat er sich dran gewöhnt, dass bei 24 Stücken pro Abend mal eine Textzeile hängt: „Dann muss ich halt schnell einen neuen Endreim finden oder noch eine Silbe einbauen, das klappt inzwischen ganz gut.“ Der Vorteil: Da es noch kein Album gibt, fällt’s keinem auf. Das wird sich aber im Oktober ändern.

Das Fernsehen will er erst mal nicht für die Band aufgeben, „vielleicht, wenn ich 80 bin“. Momentan seien die Bühnenauftritte ein guter Ausgleich und überhaupt eine gute Übung: „Manche Auftritte haben ihre kleinen Tücken, das Mikro fällt aus oder der Sound stimmt nicht gleich, aber irgendwie klappt dann doch immer alles. Diese Erfahrung gibt auch Sicherheit fürs Fernsehen.“

Bei der Frage, was er privat für Musik hört, muss er überlegen. Mit seiner Tochter sei er sich einig, dass diese eine Band aus Dänemark ganz toll sei, wie hieß die noch mal? „Ich komm gleich drauf. Oder diese eine großartige englische Sängerin?“ Für die Berliner, die am Sonnabend zum Konzert in der Bar jeder Vernunft gehen, eine viel wichtigere Frage: Können sie ihm die Liedzeile „Komm, scheiß doch auf Berlin“ verzeihen?

Beckmann und Band, 20., 21., 24. April 2013, Bar jeder Vernunft, Preise von 21,50 bis 29,50. Ticket-Hotline: 8831582.

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