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Berlin: TV-Techniker legen ältere Menschen mit überteuerten Geräten und überhöhten Rechnungen rein

Hildegard Seeländer fühlt sich in die Vergangenheit zurück versetzt. "Das sind Preise wie zu DDR-Zeiten", sagt die 80-Jährige.

Hildegard Seeländer fühlt sich in die Vergangenheit zurück versetzt. "Das sind Preise wie zu DDR-Zeiten", sagt die 80-Jährige. Für ihren neuen Fernseher hat sie 2.800 Mark gezahlt - statt der üblichen 900 Mark. Dabei sah am Anfang alles nach einem Schnäppchen aus: Ihr Gerät streikte mal wieder, und der herbeigerufene Techniker bezweifelte, dass eine Reparatur noch Sinn mache. Aber er habe ein günstiges Angebot, sagte er: 500 Mark für das alte Gerät, wenn sie gleich ein neues nehme. "Da habe ich unterschrieben", sagt die Rentnerin aus Mitte.

Ein Fall für Maria von Welsers Sendung "Mit mir nicht", die heute Abend um 22.15 Uhr im ZDF läuft - und keine Ausnahme, wie Dietrich Krause, Geschäftsführer der Berliner Handelskammer, beklagt: "Es gibt drei, vier Firmen in der Stadt, die immer wieder durch ihre windigen Angebote von sich reden machen." Ihr Betätigungsfeld reiche von überteuerten Geräten bis zu saftigen Rechnungen für Reparaturen, die nie ausgeführt worden seien. Bei 300 Betrieben in Berlin machen die schwarzen Schafe zwar nur einen Bruchteil aus, doch der belastet den Ruf der restlichen 99 Prozent. Namentlich mag Krause sie nicht nennen, "sonst belangen die mich mit einer Schadenersatzklage".

Auch die Radio- und Fernsehtechnikerinnung ist nach den Worten ihres stellvertretenden Obermeisters Horst Zerbock "absolut hilflos", solange die betroffenen Betriebe nicht gerichtlich verurteilt worden sind. Der Rechtsweg aber ist schwierig, weil die betrogenen und zudem meist älteren Kunden in Beweisnot geraten. "Die wenigsten haben das technische Knowhow, um einschätzen zu können, was eine Reparatur kosten darf", sagt Dietrich Krause und rät, sich bereits vor der Beauftragung eines Betriebes an die Handwerkskammer zu wenden. "Ganzseitige Anzeigen in den gelben Seiten sind keine Seriösitäts-Garantie." Horst Zerbock versichert, dass die 80 Innungsmitglieder sauber seien: "Schwarze Schafe haben bei uns keine Chance." Zerbock, der bis zu zwölf unseriöse Fernsehdienste ausgemacht hat, warnt besonders vor Postwurfsendungen, in denen Firmen ihre Anfahrt samt Kostenvoranschlag für ein paar Mark anböten.

Hildegard Seeländer immerhin hat der Einfall, das ZDF anzuschreiben, vor weiterem Schaden bewahrt. Anstatt wie anfangs auf der geleisteten Unterschrift zu beharren, räumte der besagte Reparaturdienst einen "Irrtum" ein. Wobei Irrtümer bei dieser Firma, zumindest nach Beobachtungen der Handelskammer, keine Seltenheit sind.

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