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Berlin: U-Bahn Brand: Die gröbsten Spuren des Unglücks sind getilgt

Der durch einen Brand stark beschädigte U-Bahnhof Deutsche Oper auf der Linie 2 wird voraussichtlich erst Ende August wieder für Fahrgäste geöffnet. Ursprünglich hoffte man, mit den wichtigsten Arbeiten Mitte des Monats fertig zu sein.

Der durch einen Brand stark beschädigte U-Bahnhof Deutsche Oper auf der Linie 2 wird voraussichtlich erst Ende August wieder für Fahrgäste geöffnet. Ursprünglich hoffte man, mit den wichtigsten Arbeiten Mitte des Monats fertig zu sein. Derzeit lässt die BVG in Nachtschichten verrußte Kacheln entfernen, rabenschwarze Decken, Kabel und Anzeigentafeln erneuern. Abends ab 21 Uhr und an den Wochenenden wird weiterhin Schienenersatzverkehr zwischen den Bahnhöfen Zoologischer Garten und Theodor-Heuss-Platz eingerichtet. Derzeit dürfen U-Bahnzüge das Bauwerk durchfahren, aber nicht halten.

Am 8. Juli war auf der Station ein Wagen der Baureihe GII ("Gisela") nahe des einzigen U-Bahnausgangs in Brand geraten. Etwa 350 Fahrgäste entkamen bei dichtem Qualm und vom Rettungsweg zunächst abgeschnitten einer Katastrophe. Sie wurden von der Feuerwehr über die Gleise ins Freie gebracht. Unfallursache war nach augenblicklichem Kenntnisstand ein Kurzschluss. 21 Menschen erlitten Rauchvergiftungen, ein Fahrgast brach sich ein Bein. Bis Ende August werde der Bahnhof provisorisch instandgesetzt, sagte U-Bahnchef Ulrich Deinhardt gestern bei einer Besichtigung. Allein die Kosten dafür betragen etwa eine Million Mark. Danach soll mit dem Denkmalschutz die orginalgetreue Restaurierung in Angriff genommen werden. Tragende Teile wurden durch den Brand nicht beschädigt.

Als Konsequenz aus dem Unglück will die BVG auf den elf unterirdischen Bahnhöfen mit nur einem Ausgang künftig dauerhaft Personal abstellen. Zudem sei geplant, jeweils einen zweiten Ausgang einzubauen, sagte Deinhardt. Er könne aber noch nicht sagen, wann mit diesen Arbeiten begonnen werde. Auf die BVG kommen dadurch in jedem Fall etliche Millionen Mark an zusätzlichen Kosten zu. Die Verkehrsbetriebe wollen die Gelegenheit zudem nutzen, um die Bahnhöfe mit Fahrstühlen ausrüsten. Deinhardt wiederholte, dass die Unglücksbaureihe "Gisela" weiter eingesetzt werde. Der noch zu DDR-Zeiten gebaute Wagentyp sei "eine ganz normale U-Bahn". Zur entgültigen Klärung der Unfallursache wird derzeit noch ein Gutachten erstellt. Zudem laufen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft. Das Gutachten soll nach Auskunft des U-Bahnchefs auch klären, warum Warndurchsagen der Leitstelle am Bahnhof Deutsche Oper offenbar nicht ankamen.

Von dem Bild der Zerstörung, dass der Bahnhof Deutsche Oper kurz nach der Beinahe-Katastrophe bot, war gestern nur noch relativ wenig zu sehen. Die Station wird von Arbeitern in Schutzkleidung mit Granulatstrahlern gesäubert. Auf dem Unglücksbahnsteig, an dem der Gisela-Wagen bei bis zu 1000 Grad ausbrannte, sind die Kacheln von den Wänden geschlagen. Am gegenüberliegenden Gleis sind Wände und Decke noch rußbedeckt, hängen Kabel von der Decke, ist eine Anzeigentafel geschwärzt. Um möglichst wenig Staub aufzuwirbeln, ist der Bahnhof mit Gipswänden unterteilt. An den Zugängen gibt es Luftschleusen.

Besucher der Deutschen Oper werden durch die Bahnhofssperrung derzeit kaum in Mitleidenschaft gezogen. Bis auf ein Gastspiel sind Theaterferien. Anwohner müssen jedoch Umwege in Kauf nehmen. 380 Meter sind es bis zum Bahnhof Bismarckstraße, 817 bis zum Ernst-Reuter-Platz.

Tobias Arbinger

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