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Berlin: U-Bahn-Fahren wird zur Wissenschaft

Die Berliner müssen sich auf ein kompliziertes Preissystem bei der BVG einstellen. Die Kölner haben es einfacher

Berlin macht es gern anders. Während andere Städte ihr Nahverkehrssystem vereinfachen, bastelt die BVG – mit Hilfe von Beratern – weiter an einer komplizierten Tarifkonstruktion. Demnächst sollen nach den BVG-Plänen die Preise nach der Luftlinienentfernung zwischen Start und Ziel berechnet werden, wozu ein elektronisches Ticket erforderlich ist, das es für diese Form noch gar nicht gibt. Komplizierter – und für viele auch teurer – wird es bereits im April mit neuen Tarifen. Dann gilt der Einzelfahrschein nicht mehr zwei Stunden für beliebig viele Fahrten in alle Richtungen, sondern nur noch für eine Fahrt zu einem Ziel. Rund-und Rückfahrten sind dann nicht mehr erlaubt.

Bei der Auslegung der Fahrtstrecke werden die Kontrolleure aber großzügig sein, verspricht die Sprecherin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB), Sabine Vogel. Denn im dichten Netz der Bus- und Bahnlinien kann man oft auf mehreren Wegen ans Ziel kommen. Bei der Frage, wie weit der Fahrgast dann auf dem Ring der S-Bahn fahren darf, musste aber auch Vogel passen. Wenn er sich eindeutig wieder seinem Startort nähert, sei er wohl nicht mehr bestimmungsgemäß unterwegs. Auch wer sich seine Fahrtroute per Internet vom Verbund aussuchen lässt (www.vbbonline.de), erhält oft mehrere Möglichkeiten angeboten. Zum Beispiel für die Fahrt vom Fehrbelliner Platz zum Flughafen Schönefeld: Man kann mit den U-Bahn-Linien U 7 und U 9 zum Bahnhof Zoo fahren und dann „im großen Bogen“ mit der Regionalbahn zum Flughafen. Man kann aber auch den Weg mit der U 7 bis Rudow und dann mit dem Bus weiter Richtung Flughafen wählen. Zulässig seien beide Varianten, so Vogel.

Fest steht, dass es von April an auf jeden Fall für Fahrgäste teurer wird, die auch wieder zurückfahren wollen. Jetzt reicht dafür ein Fahrschein, der zwei Stunden gilt, wenn man es innerhalb dieser Zeit schafft. In Zukunft muss man einen neuen Fahrschein für die Rückfahrt kaufen, auch wenn man nur insgesamt vielleicht eine halbe Stunde unterwegs ist. Da hilft es auch nichts, wenn der Preis des Einzelfahrscheins im Stadtgebiet von 2,20 Euro auf 2 Euro gesenkt wird. Die Hin- und Rückfahrt kostet dann statt 2,20 Euro satte 4 Euro; rund 80 Prozent mehr als jetzt. Die BVG behauptet, nur elf Prozent der Fahrgäste seien davon betroffen, die anderen dagegen könnten günstiger fahren. Mit der Preissenkung wollen BVG und S-Bahn neue Kunden locken, denen der Einstiegspreis bisher zu hoch war.

Für das gleiche Ziel verfolgt man in Köln ein ganz anderes Konzept. Am Rhein hat man das Tarifsystem Anfang Februar radikal vereinfacht. Bisher war die Stadt in sieben Tarifzonen eingeteilt. Jetzt gilt, wie in fast allen Städten im Rhein-Ruhr-Gebiet die Formel: eine Stadt – ein Preis. So weiß auch ein Kunde, der ganz selten Bahn oder Bus fährt, sofort, was er zu zahlen hat.

Der Einzelfahrschein gilt in Köln 90 Minuten; auch dort sind Rund- oder Rückfahrten nicht gestattet. Bei der Kontrolle „zählt man aber keine Erbsen“, sagte der Sprecher der Kölner Verkehrsbetriebe, Joachim Berger. Zum neuen Tarifsystem, auf das man die Kunden mit vielfältigen Informationen vorbereitet habe, seien kaum Beschwerden eingegangen. 80 Prozent der Kunden würden nun günstiger fahren. An diesem System wolle man auch die nächsten Jahre festhalten.

An ein Modell mit luftlinienabhängigen Kilometerpreisen, wie es die BVG plant, denkt man in Köln nicht. Eine Mitarbeiterin des Verkehrsverbundes sagte nur: „Wenn wir mit einem solchen Vorschlag kämen, würden uns die Leute erschlagen“. Mit ihrem Weg haben die Kölner in den vergangenen 15 Jahren die Zahl der Fahrgäste nach Bergers Angaben um 40 Prozent erhöht. Von solchen Raten kann die BVG nicht einmal träumen.

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