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U-Bahn-Schläger: Langes Warten auf das Gutachten

Rund drei Monate werden zwischen der Anklage wegen versuchten Totschlags und dem voraussichtlichen Prozessbeginn liegen. Erst im August kommt U-Bahn-Schläger Torben P. vor Gericht.

Der U-Bahn-Schläger Torben P. (18) wird voraussichtlich im August vor Gericht stehen. Dass damit rund drei Monate zwischen der Anklage wegen versuchten Totschlags und dem voraussichtlichen Prozessbeginn liegen, bezeichnet Gerichtssprecher Tobias Kaehne als „normalen Zeitraum“.

Der Gymnasiast aus Heiligensee hatte den 29-jährigen Markus P. in der Nacht zum Karsamstag auf dem U-Bahnhof Friedrichstraße brutal zusammengeschlagen. Die Staatsanwaltschaft hatte die Anklage innerhalb von nur elf Tagen erhoben. Seitdem warten alle Beteiligten auf den Prozess. Ein früherer Termin für die Hauptverhandlung sei nicht möglich, da die beauftragte Sachverständige, die ein psychologisches Gutachten erstellen soll, überlastet ist, hieß es bei der Justiz. Grundsätzlich hat ein Richter die Wahl, wen er beauftragt. „Alle anerkannten Gutachter sind überlastet. Ein Richter wählt aber den Sachverständigen, mit dem er gute Erfahrungen gemacht hat“, sagte Kaehne. Grundsätzlich gelte in einem Fall, in dem ein Haftbefehl besteht, das „Beschleunigungsgebot“. Auch bei Torben P. Er war allerdings gegen Auflagen von der U-Haft verschont worden, was zu heftigen Diskussionen in der Öffentlichkeit führte.

Vor dem Landgericht wird seit Dienstag ein Gewaltexzess in der S-Bahn verhandelt. Auf der Anklagebank sitzt Jens H., der in einer S-Bahn mit Springerstiefeln auf einen Fahrgast eintrat. Warum er den Mittvierziger angriff? „Wut ist hoch- gekocht", sagte der 26-Jährige. Emotionslos sprach er über die Attacke am 1. Mai 2009. „Eigentlich wollte ich mit Freunden zu einer Demo der NPD, aber die Polizei ließ uns nicht“, sagte der Schläger.

Ihren Frust reagierten sie in einer S-Bahn ab. Jens H. und seine Begleiter waren Westkreuz eingestiegen. Sie grölten Parolen, sie pöbelten wahllos einen Fahrgast an. Eine Flasche flog in dessen Richtung. Als die Angreifer den Mann schubsten, ging der Mittvierziger dazwischen. Jens H. und seine Komplizen misshandelten ihn brutal. Mit Gehirnerschütterung und etlichen Prellungen kam der Mann in ein Krankenhaus. Die Schmerzen vergingen nach einem Monat. Die Angst ist bis heute geblieben. „Er fährt kaum noch S-Bahn“, sagte sein Rechtsanwalt. Und er bekam einen „Identitätsschutz“. Auch in der Anklage wird er nur „S“ genannt. Eine Aussage im Prozess bleibt ihm nach dem Geständnis erspart.

Jens H. aus Potsdam ist mehrfach vorbestraft. Er verbüßt derzeit eine Strafe von fünfeinhalb Jahren wegen versuchten Totschlags und Körperverletzung. Der Prozess geht Freitag weiter.

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