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Tunnelblick. Die erste Röhre für die U 5 ist fertig, auf den Gleisen sind derzeit noch die Bauzüge unterwegs, die nun die Teile der Tunnelbohrmaschine „Bärlinde“ zurück in den Startschacht am Roten Rathaus bringen.

© Bodo Schulz

U5: Die erste Tunnelröhre ist fertig

Der Bohrer für die U5 war schneller als berechnet. Der erste Tunnel ist bis zum Bahnhof Brandenburger Tor fertig. Und dabei ist der Berliner Boden besonders schwierig.

„Toll gearbeitet.“ Jörg Seegers, Geschäftsführer Technik der Projektgesellschaft U 5, steht zufrieden vor der Tunnelöffnung am Marx-Engels-Forum. Durch die Röhre sollen – nach derzeitigem Stand – Ende 2019 die U-Bahnen der U 5 von Hönow zum Hauptbahnhof rollen. Das erste Etappenziel hat man, wie berichtet, am Wochenende erreicht. Der erste Tunnel ist bis zum Bahnhof Brandenburger Tor fertig, in dem bereits die Züge der U 55 halten, die von dort zum Hauptbahnhof fahren. Nun wird die zweite Röhre für den Gegenverkehr gebohrt.

Seegers Lob gilt den rund 40 Arbeitern des Bauunternehmens Bilfinger Construction, die in drei Schichten Tag und Nacht an sieben Tagen in der Woche die Tunnelbohrmaschine „Bärlinde“ steuern, die Erde ins Freie transportieren und die sogenannten Tübbinge installieren, die die kreisförmige Röhre bilden. Aus sechs Elementen und einem „Schlussstein“ setzt sich ein Ring zusammen. Jedes dieser Betonelemente wiegt rund vier Tonnen, nur der Schlussstein ist leichter. 15 500 dieser Tübbinge werden insgesamt verbaut, hergestellt im brandenburgischen Linthe.

Projektleiter bei Bilfinger ist der 51-jährige Udo Kailuweit. Unter seiner Obhut sind schon mehrere Tunnel entstanden, unter anderem in Düsseldorf und Wien. Aber auch Bunker für die Nato hat er schon in den Untergrund gesetzt. Gut, dass er erfahren ist, denn der Berliner Boden mit der Mischung aus viel Wasser und Sand sei wirklich „ein schwieriger Grund“, wie Kailuweit sagt.

Die U-Bahn-Grube am Roten Rathaus (im Hintergrund).
Die U-Bahn-Grube am Roten Rathaus (im Hintergrund).

© Bodo Schulz

Bei der ersten Fahrt für den Bau des Lückenschlusses zwischen dem Alexanderplatz und dem Brandenburger Tor ist aber alles gut gelaufen. Und unfallfrei, wie Kailuweit am Donnerstag auf der Baustelle betonte. Dass „Bärlinde“, die im Juni 2013 gestartet war, eine gut halbjährige Pause einlegen musste, lag nur daran, dass die Baugrube für den Bahnhof Museumsinsel verstärkt werden musste, weil dort mehr Grundwasser eingedrungen war als erwartet. Die Röhre ist dicht.

Der besondere Berliner Boden ist aber auch vorteilhaft. Weil kein Gestein durchbohrt werden musste, war die 74 Meter lange Bohrmaschine schneller als gedacht. Acht Meter am Tag sollte sie schaffen, rund zwölf Meter waren es jetzt. Wenn’s besonders gut lief, waren sogar an einem Tag 20 Meter Tunnel fertig. Seegers bezeichnet das Bohr-Ungetüm deshalb auch gern als „Ferrari“.

Dass die zweite Röhre, die ebenfalls vom Marx-Engels-Forum aus gebohrt wird, ähnlich komplikationslos gebaut werden kann, will Kailuweit aber nicht garantieren. Und zitiert auch gleich den alten Spruch der Bergarbeiter: „Vor der Hacke ist es duster.“

Die Bauleute beobachten aber auch sorgfältig die helle Oberfläche. Sensoren messen, ob es durch den Tunnelbau zu Setzungen kommt. Bisher seien aber auch an den Gebäuden Unter den Linden keine Schäden aufgetreten, sagte Kailuweit zufrieden.

Im August wird nun „Bärlinde“ in Einzelteile zerlegt, die per Grubenbahn durch die fertige Röhre zurück zum Marx-Engels-Forum gebracht werden, wo die Maschine dann wieder zusammengefügt wird. Ende Oktober oder Anfang November soll sie wieder starten und im Frühjahr 2015 erneut das Brandenburger Tor erreichen.

Kailuweit weiß auch schon, was er dann macht: Urlaub.

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