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Unser Autor würde gerne weiter Fähre fahren.

© imago/Jürgen Ritter

Über den Fluss in Berlin: Heute schon gefährt?

Die Fähre F 11 in Treptow-Köpenick soll einer Straßenbahnbrücke weichen. Unser Autor verlangt ein Bekenntnis der neuen Verkehrssenatorin. Eine Glosse.

Die Berliner Fähren sind ein Kulturgut von Welterberang. Davon abgesehen fahren sie hundertprozentig klimaneutral, mit Solar- oder Muskelkraft. Manchmal fahren sie auch gar nicht, dann ist Eiszeit. Womit wir beim Thema wären. Eisig dürfte es für die neue Verkehrssenatorin werden, wenn sie die F 11 zwischen Baumschulenstraße und Wilhelmstrand in Treptow-Köpenick dem schnöden Mammon opfern sollte. So hat es nämlich ihr Vorgänger Andreas Geisel still und heimlich beschlossen, wie eine Sprecherin bestätigt.

Die Rahnsdorfer Ruderfähre hatte Geisel nach Protesten noch medienwirksam mit einem Extrasümmchen aus seinem Haushalt gerettet. Die F 11, mit 120 Jahren älteste Fährlinie der Stadt, soll jetzt über den Jordan, ähh ... die Spree gehen, weil parallel eine neue Straßenbrücke entsteht. Das wird im postfaktischen Zeitalter dem Wähler nicht so einfach zu erklären sein, zumal von Regine Günther, der Senatorin von den Grünen, die neben Verkehr auch Umwelt- und Klimaschutz verwaltet.

In der Politik macht man in solchen Fällen Kompensationsgeschäfte, sogenannte Deals. Vorschläge: F 11 statt neues Hertha-Stadion. F 11 statt Blumenschmuck am Pariser Platz, F 11 statt Umzug des Neptunbrunnens. Die nächste „Is’ mir egal“-Werbekampagne der BVG wird auf den Fähren gedreht, mit Spreejungfrauen, Havelbären und Müggelseeperlen. Dazu werden T-Shirts gedruckt: Heute schon gefährt? Das Grips-Theater bringt das Musical „Linie 11“ heraus. Die Kanzlerin lotst Staatslenker auf die Fähre. So wird’s gehen. Läuft.

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