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Berlin: Über diese Steine können Sie staunen

Am Potsdamer Platz sollen Filmstars geehrt werden wie auf dem „Walk of Fame“ in Hollywood

Das Muss aller Hollywood-Touristen seit 1958 – der legendäre „Walk of Fame“ – soll am Potsdamer Platz deutsche Konkurrenz bekommen. Auch hier sollen künftig staunende Touristen sozusagen auf berühmten Stars herumtrampeln können. Unter anderem Namen, denn ihr begehbares Ruhmesband mit inzwischen weit mehr als 2000 goldglänzenden Sternen haben sich die Amerikaner schützen lassen. „Boulevard der Stars“ wird deshalb in Berlin die künftige Gehwegmeile heißen, auf der deutsche Filmsterne für alle Zeiten verewigt werden.

An der Verwirklichung dieser Idee arbeiten Freunde und Förderer des Filmmuseums Berlin schon seit Jahren – jetzt nahm ihr berlinwerbewirksames Projekt handfeste Formen an. Am Dienstag soll der Öffentlichkeit bekannt gegeben werden, welchem von vier vorliegenden Wettbewerbsentwürfen für den „Boulevard der Stars“ eine Jury gestern in einer geheimen Sitzung den Vorzug gab.

Wenn alles klappt, könnten die Besucher der Internationalen Filmfestspiele 2005 schon die ersten zwölf Namen deutscher Stars auf dem Gehweg rund um das Filmmuseum lesen. Welche das sein könnten, wollte das Filmmuseum noch nicht verraten. Da es aber den Nachlass von Marlene Dietrich verwaltet, liegt nahe, dass „Der blaue Engel“ mit unter den Ersten sein könnte, an die am Potsdamer Platz touristenwirksam erinnert wird.

An Marlene Dietrich wollte schon der Friedrichstadtpalast erinnern. Im August 2003 war er in Berlin der Erste, der mit einer hiesigen Variante des amerikanischen „Walk of Fame“ aufwartete. „Berliner Pflaster“ heißt der kleine Platz vor dem Eingang zur Theaterkasse, auf dem inzwischen mit Plaketten und Handabdrücken an zehn prominente Künstler erinnert wird, die in der Friedrichstraße auftraten, so Caterina Valente, Helga Hahnemann und Ute Lemper.

Mit Marlene aber gab es Ärger – sie durfte auf dem „Berliner Pflaster“ nicht dabei sein. Ihre Tochter Maria Riva und deren Söhne intervenierten über ihren Münchener Rechtsanwalt beim damaligen Intendanten Alexander Iljinskij, dass sie den geplanten Namenszug nicht als öffentliche Berliner Ehrung verstünden, sondern als eine private Sache des Revuetheaters. Dieses Argument dürfte beim künftigen „Boulevard der Stars“ nicht mehr ziehen.

Namen derer, die das deutschsprachige Kino der vergangenen 100 Jahre entscheidend mitgeprägt haben, gibt es dabei mehr als genug. Man denke nur an Heinz Rühmann, Hans Albers, Ilse Werner, Romy Schneider, Curd Jürgens, Ruth Leuwerik, Maria Schell, Carl Raddatz, Henny Porten, O.W. Fischer, Hildegard Knef, Theo Lingen, Heinrich George und noch viele mehr.

Ob und wie der Berliner „Boulevard der Stars“ sie verewigen wird – mit einer Plakette oder einem Stern, wenn sie nicht mehr leben, und mit einem Hand- oder Fußabdruck, wenn sie uns noch mit ihrer Gegenwart erfreuen – das wurde gestern intern besprochen.

Offen ist noch, wie viele Namen pro Jahr dazu kommen sollen – in Los Angeles sind es jährlich etwa 25, die auf der Straße des Ruhms rund um das legendäre Grauman’s Chinese Theatre verewigt werden. Wer der US-Stars so geehrt wird, darüber entscheidet dort der „Hollywood Historic Trust“. Er nimmt die Vorschläge für die „Neuen“ entgegen – und verdient, nebenbei gesagt, nicht schlecht daran. Immerhin 15000 Dollar sind für diese Dienstleistung fällig.

Die Namen der zwölf ausgewählten Filmstars sollen am Dienstag bekannt gegeben werden. Die Persönlichkeiten wurden gestern in einer geheimen Sitzung bestimmt. Deutsche Filmlegenden wie Marlene Dietrich, Romy Schneider oder Heinz Rühmann könnten dann im nächsten Jahr auf der Potsdamer Straße rund um den Potsdamer Platz geehrt werden, teilte das Filmmuseum mit. Zur Jury gehörten MoMA-Initiator Peter Raue und Baustadträtin Dorothee Dubrau. Tsp/Fotos: dpa

Heidemarie Mazuhn

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