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Berlin: Übermacht

hat genug von der Hetzerei im Straßenverkehr Manchmal steht man nah an der Straße und wenn ein Auto vorbeibraust, tritt man einen Schritt zurück. Weil es zu nah war, weil man die Zugluft gespürt hat und eine Sekunde lang gewahr wurde, was für eine Macht so ein Auto hat.

hat genug von der Hetzerei im Straßenverkehr Manchmal steht man nah an der Straße und wenn ein Auto vorbeibraust, tritt man einen Schritt zurück. Weil es zu nah war, weil man die Zugluft gespürt hat und eine Sekunde lang gewahr wurde, was für eine Macht so ein Auto hat. Es braucht einen bloß zu streifen, und wenn man auf den Boden knallt, dann geht vielleicht der Kopf kaputt. An einigen Stellen ist der Schädel dünn und zerbrechlich. Aber daran denken wir viel zu selten. Wir Fußgänger, wenn wir achtlos über die Straße laufen, wir Motorradfahrer, wenn wir zwischen zwei Autokolonnen durchflitzen, und am allerwenigsten denken wir Autofahrer selbst daran, wie mächtig wir sind.

Ein Kind wurde in den vergangenen drei Tagen angefahren, ein Motorradfahrer getötet, zwei weitere wurden verletzt. Eine zufällige Häufung? Es ist Frühling, aus den Autos dringt Musik, die Fahrer wollen schnell wohin, sie überholen links oder rechts, sie schlagen Haken, sie sind ungeduldig, sie fühlen sich im Recht. Aber wie grausam werden sie widerlegt, wenn es erst zum Unfall gekommen ist. Wenn das verletzte Kind unterm Wagen liegt, der Radler nicht mehr laufen kann, der Motorradfahrer nicht überlebt. Also: Weniger Hektik – und wenn man hinterm Steuer die Wut kriegt, sich mal kurz klarmachen, dass man wenig gewinnt mit der rasenden Hetzerei, aber so unendlich viel zerstören kann.

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