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Berlin: Um die Kinderlobby steht’s nicht schlecht In der Wuhlheide feiern

die Kleinen ganz groß

Von David Ensikat

„…müssen wir Geborgenheit geben…“

„Duhu? Mutti?“

„…für familienfreundliche Rahmenbedingungen sorgen…“

„Psssssst. Jetzt nicht.“

„…ihre Neugier, ihre Offenheit und Fröhlichkeit bereichern…“

„Ich will wieder zur Hüpfbuuuuuuurg.“

„Mensch, jetzt warte doch den Augenblick. Ist ja zum Verrücktwerden.“

Die Rede des Staatssekretärs dauert nicht lange, am Sonnabend, kurz nach eins, ist der „Internationale Kindertag“ im FEZ, dem großen Kinderzentrum in der Wuhlheide, hochoffiziell eröffnet. Dann setzt sich Thomas Härtel, des Jugendsenators Stellvertreter wieder ins Publikum. Atze, der Kindermusikant mit der gelben Hose und dem Haarkranz betritt die Bühne und singt von den Kindern, die nicht gern auf Sand bauen, und die Mutter bringt ihren Sohn endlich wieder zur Hüpfburg.

Da dieser 31. Mai ein Sonnabend ist, wird schon an diesem Tag gefeiert, als sei’s der morgige. Der 1. Juni nämlich ist Kindertag. Besser gesagt: Der Internationale Tag des Kindes, den die Ostblockstaaten vor einem halben Jahrhundert für ihre Hälfte der Welt ausgerufen haben. Nicht wenige Kinder bekamen da kleine Geschenke und wunderten sich, dass die kleiner waren als die, die sie zum Geburtstag bekamen. Dann sagten die Eltern: „Aber es ist doch nur Kindertag“, und die Einsichtigen unter den Kindern sagten: „Na immerhin.“

Dass es nun um die Kinderlobby in diesem Lande nicht ganz schlimm steht, nicht so schlimm zum Beispiel wie um die Lobby der Werktätigen des Transportwesens, das zeigt sich an diesem Wochenende: Der gute alte Ostkindertag wird – jedenfalls hier, im FEZ – mit einer Riesenschaffe gefeiert – nach dem Tag der Werktätigen des Transportwesens, den die DDR auch einst erfand, kräht kein Hahn mehr.

Am Sonnabend und Sonntag sind im FEZ fünf Bühnen aufgebaut, etliche Hüpfburgen, überall malen sie und werfen Bälle in verschiedene Richtungen, Nesquik verteilt Gratisproben, die Nürnberger Versicherung Anträge für den „Junior-Schutzbrief“, eine zwei Meter große Biene Maja läuft umher und ein zwei Meter großer Plüschbiber auch – der macht Werbung für einen Baumarkt in Alt-Mahlsdorf. Junge Männer von der DLRG erklären das „Prinzip der drei A“, Ansehen, Ansprechen, Anfassen – nein, das gelte nicht für die Kinderdisko, sondern für die Rettung Bewusstloser.

„Judy, bitte, jetzt verschmier doch nicht alles!“ „Kevin… Kevin! Pass auf, die anderen wollen auch mal.“ „Nein, dir wird noch ganz schlecht.“ … Die Eltern haben’s hier nicht so leicht. Aber deren Tag ist das ja auch nicht.

Am Sonntag, geht’s weiter. Das FEZ erreicht man gut mit der S-Bahn, Bahnhof Wuhlheide. Wenig Parkplätze (An der Wuhlheide 197). www.fez-berlin.de

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