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Da liegt was in der Luft. Eine repräsentative Befragung der Berliner beweist: die Mehrheit sagt ja zu Olympia, vor allem im Westen der Stadt.

© dpa

Umfrage zu Berlin-Bewerbung: Mehrheit der Bürger will Olympia - vor allem Spandauer

Die Erhebung zeigt jedoch ein gespaltenes Meinungsbild: Die Unterstützung für eine Olympia-Bewerbung ist derzeit nirgends größer als weit im Westen der Stadt. Die meisten Gegner sitzen im Osten der Metropole, vor allem in Pankow.

Die Gegner einer Bewerbung von Berlin für die Olympischen Sommerspiele 2024 und 2028 melden sich zwar lautstark zu Wort, für die Mehrheit der Bürger sprechen sie aber nicht unbedingt. Das hat jedenfalls die jüngste, repräsentative Umfrage ergeben. Das Meinungsforschungsinstitut INFO GmbH hat mehr als 1.000 Berliner befragt. Resultat: 58 Prozent sind für Olympia in der Hauptstadt, 42 dagegen. Das sind zwar interessante Zahlen, sie spielen für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) allerdings keine Rolle.

Der hat, wie berichtet, seine eigene Umfrage beim Institut Forsa in Auftrag gegeben, Anfang nächster Woche werden die Ergebnisse bekannt gegeben. Dann wird man ja sehen, wie viele Bürger von Hamburg und Berlin jeweils für Spiele in ihrer Stadt gestimmt haben.

Die meisten Befürworter wohnen in Spandau

Aufschlussreicher sind die Ergebnisse der Umfrage im Detail. Ein Bezirk fällt besonders auf: In Spandau ist die Begeisterung für die olympische Idee bemerkenswert groß. 64 Prozent der Bürger stehen hinter Berlins Bewerbung, nur 24 Prozent lehnen sie ab, 13 Prozent hatten keine Meinung. Auch in Steglitz-Zehlendorf unterstützt eine Mehrheit von 57 Prozent die Olympia-Ambitionen. 37 Prozent der Befragten sind dagegen. Knapper ist die Mehrheit für eine Bewerbung in fünf weiteren Bezirken: Treptow-Köpenick, Marzahn-Hellersdorf, Lichtenberg, Reinickendorf, Charlottenburg-Wilmersdorf. Aber: Mehrheit ist Mehrheit.

Die Olympiagegner erfahren jetzt, wo ihre größte Klientel wohnt: nicht in Friedrichshain-Kreuzberg, sondern in Pankow. Dort sind 51 Prozent gegen Olympia, nur 32 Prozent möchten das Spektakel in der Stadt haben. In Friedrichshain-Kreuzberg sind 46 Prozent gegen Olympia, immerhin 35 Prozent aber dafür. In Neukölln (48 dafür), Tempelhof-Schöneberg und Mitte (je 47) gibt es ebenfalls mehr Gegner als Befürworter.

Nach dem DOSB entscheidet die Bevölkerung

Der Zuschlag durch den DOSB allein ist ja noch nicht entscheidend. Das letzte Wort hat die Bevölkerung. Sollte Berlin ausgewählt werden, kommt’s am 13. September zum Showdown. An diesem Tag findet die Volksabstimmung statt: Olympia ja oder nein? Ohne Mehrheit keine internationale Bewerbung. Wie hoch dürfte die Wahlbeteiligung sein? Ziemlich hoch, jedenfalls nach dieser Umfrage. 56 Prozent wollen „ganz sicher“ zur Wahl gehen, 27 Prozent „wahrscheinlich“, nur sieben Prozent wissen jetzt schon, dass sie auf keinen Fall ihre Stimme abgeben werden.

Und wie kam die Olympia-Kampagne an, die Senat und Berlin Partner Ende Januar starteten? Die Zeit war knapp, um Aufmerksamkeit für die Werbung zu gewinnen: Lebendiges olympisches Band, Bürger-Werkstatt, Brandenburger Tor im Disco-Licht, wer hat diese PR-Tricks überhaupt registriert? 80 Prozent insgesamt, für die Olympiamacher kein schlechter Wert. Einer ist noch besser: Bei den über 50-Jährigen haben sogar 87 Prozent die mehr oder minder kreativen Ideen bemerkt.

Endspurt zur DOSB-Entscheidung

DAS PRÄSIDIUM
Berlin oder Hamburg? Die Entscheidung über die deutsche Bewerberstadt für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 oder 2028 wird nächste Woche fallen. Am kommenden Montagabend sowie am Dienstag tagt das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Die vom DOSB in Auftrag gegebene Forsa-Umfrage zur Stimmung der Bevölkerung in Berlin und Hamburg wird vorgestellt.

DIE UMFRAGE
Das Ergebnis dieser Umfrage kann die Vorentscheidung sein. Bleibt eine der beiden Städte bei der Olympia-Begeisterung deutlich unter 50 Prozent, dürfte sie wohl nicht den Zuschlag erhalten. Sollte die Olympia-Zustimmung in beiden Städten ähnlich sein, wird das Ergebnis mitentscheidend sein neben den Aspekten Ausstattung der Sportstätten, Transport, Unterbringung und Nachhaltigkeit.

VERBÄNDE UND EXPERTEN
Das DOSB-Präsidium wird sich am Sonntag, 15. März, mit den olympischen Spitzenverbänden treffen, zu denen derzeit 34 Fachverbände zählen. Dort wird über die Bewerberstadt beraten. Einen Tag später, am Montag, 16. März, setzt sich das DOSB-Präsidium mit einer bundesweiten Expertenrunde zusammen. Dann wird erneut über die Vorteile und Nachteile von Berlin oder Hamburg debattiert.

DIE ENTSCHEIDUNG

Sollte es bis dato noch keine Vorentscheidung geben, werden am Montagnachmittag, 16. März, die Sportsenatoren Frank Henkel (CDU) und Michael Neumann (SPD) ihre Städte Berlin und Hamburg vor dem Präsidium präsentieren. Am Abend wird das DOSB-Gremium seine Entscheidung verkünden. Am Sonnabend, 21. März, wird die DOSB-Mitgliederversammlung tagen und die Bewerberstadt offiziell küren.

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