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Soll dieses Schaf getötet werden? Mit dieser Frage provozieren zwei Künstler im Internet.

© www.die-guillotine.com

Umstrittenes Experiment: Kunstaktion mit Schaf und Schafott

Soll dieses Schaf getötet werden? Zwei Berliner Künstler lassen auf einer Webseite über das Leben eines Tiers abstimmen - und ernten heftige Reaktionen. Mehr als 300.000 Nutzer haben bereits abgestimmt.

Das Experiment sollte eine Debatte über Menschlichkeit und Demokratie anstoßen, stattdessen sorgt sich die Netzgemeinde um das Schicksal eines einzelnen Schafes: Auf der Website die-guillotine.com lassen die beiden Berliner Künstler Iman Rezai und Rouven Materne per Mausklick abstimmen, ob ihr Schaf aufs Schafott muss oder nicht. Die Reaktion? Viel Empörung, 190.000 Nein-Stimmen, aber auch 120.000 Ja-Stimmen in nur sechs Tagen.

Für ihr Kunstwerk haben die beiden Studenten der Universität der Künste (UdK) eine originalgetreue Guillotine gebaut und bunt angemalt. Dadurch erinnert das Gerät optisch fast an ein Kinderspielgerät. „Es steht für eine Gesellschaft, die ihren Gräueltaten den Anstrich von Humanität geben möchte“, erläutert Materne. Das Schaf symbolisiere in Verbindung mit der Abstimmung die vielen Menschen, die durch demokratisch legitimierte Kriege gefallen seien.

Im Netz hat sich diese spezielle Art der Betrachtung bisher nicht durchgesetzt. Über Facebook und Youtube gehen ständig schmähende und teils rassistische Kommentare zu der Aktion ein, die sich in erster Linie um das Wohl des Schafes sorgen. Das Interesse ist aber ungebrochen. Über 200 000 Nutzer haben schon abgestimmt. „Die Anonymität des Internets kitzelt bei einigen die Perversion heraus, bei anderen eine Pseudomoral“, meint der 23-jährige Materne – wenn etwa viele „sich bei einem Döner darüber aufregen, dass man das Schaf nicht umbringen darf.“ Nach Ablauf des Experiments in 23 Tagen sollen die Ergebnisse in einer Ausstellung vorgestellt werden. Dann entscheidet sich auch das Schicksal des Schafes. Den Protest wollen die beiden bis dahin aushalten. Die Idee der Schüler von Künstlerin Leiko Ikemura war schon früh auch an der UdK auf Ablehnung gestoßen.

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