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Berlin: Umstrittenes Sittengemälde

Bulgaren-Austellung abgesagt

Von Sabine Beikler

Kein Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit als splitternackter Stiefeltrinker mit gepiercter Brustwarze, keine Nachteulen wie Panikrocker Udo Lindenberg, keine Talk-Lady Sabine Christiansen nebst Pudel und kein Politstar Gregor Gysi: Auf dieses schrill-skurrile Sittengemälde der Hauptstadt, das der bulgarische Künstler Dimitri Vojnow in seinem Werk „Paris Bar“ auf Acryl verewigte, muss Bulgariens Staatspräsident Georgi Parwanow jetzt verzichten. Am Mittwoch wollte das Staatsoberhaupt die Ausstellung im bulgarischen Kulturinstitut eröffnen. Doch die Vernissage wurde abgesagt.

Als Dimitri Vojnow seine Werke am Sonntagabend im Kulturinstitut abgeben wollte, blieb ihm die Tür verschlossen. „Man hat mir gesagt, dieses Bild passe nicht zur politischen Situation, und man wolle keinen politischen Konflikt“, erzählt Vojnow, der seit 17 Jahren in Frankfurt am Main lebt und inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Für den Maler ist dieses Gebaren nichts anderes als „künstlerische Zensur“.

Nein, das müsse Vojnow falsch verstanden haben, entgegnet Viktor Paskov, Direktor des Kulturinstitutes. Der Zeitpunkt für die Ausstellung sei sehr ungünstig und deshalb müsse man sie verschieben: „Wir wollen einen Künstlerkreis einladen, der diese Kunstästhetik auch zu würdigen weiß.“

Vojnow findet diesen Umgang „widerlich“, will sich am Montagabend von seinen Berliner Freunden gebührend in der „Paris Bar“ verabschieden und nach Frankfurt zurückfahren. Im Kulturinstitut mag er nicht mehr austellen.

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