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Umzug: Bahn will nach Hamburg

Die Deutsche Bahn erwägt einen Umzug ihrer Konzernzentrale von Berlin nach Hamburg. Der Vorstand habe bereits "grünes Licht" gegeben, so Hamburgs Bürgermeister von Beust. Nun stehen die Arbeitplätze in Berlin auf der Kippe.

Berlin/Hamburg - Die Deutsche Bahn strebt mit ihrer Konzernzentrale von Berlin nach Hamburg. Zugleich will der bundeseigene Verkehrskonzern in das boomende Hafengeschäft der Hansestadt einsteigen. Bahnchef Hartmut Mehdorn bezeichnete Hamburg am Freitag als «traditionell gewachsenen und damit geradezu natürlichen Standort» für die weltweite Logistik. Damit droht Berlin jedoch der Verlust des größten Arbeitgebers. Die Deutsche Bahn AG hat seit 1994 ihren Sitz in der Hauptstadt.

Die Verhandlungen zwischen der Bahn und dem Hamburger Senat seien «auf einem Erfolg versprechenden Weg», teilten beide Seiten mit. Die Gespräche laufen bereits seit mehreren Monaten. Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust (CDU) sagte, mit einem Wechsel wären der Umzug von mehr als 1.000 Beschäftigten sowie Investitionen im dreistelligen Millionen-Bereich verbunden. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) forderte die neue Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zum Einschreiten auf.

Bei einer Verlagerung «zentraler Funktionen» nach Hamburg sei auch ein Umzug des Vorstands vorstellbar, bestätigte Bahn-Sprecher Werner Klingberg. Das Top-Management sitzt derzeit zur Miete in einem gläsernen Hochhaus («Bahntower») am Potsdamer Platz. Der Mietvertrag läuft bis 2010. Die Bahn hatte sich schon seit längerem nach anderen Standorten für einen eigenen Neubau umgesehen. In Berlin sind 20.000 Beschäftigte derzeit an knapp 20 verschiedenen Adressen untergebracht.

Wowereit warnte vor einem «schwerwiegenden Schlag» für die gesamte Hauptstadtregion wären. Er forderte Merkel zum «Einsatz für den Erhalt von Arbeitsplätzen im strukturschwachen Ostdeutschland» auf. Es könne nicht hingenommen werden, dass ein bundeseigenes Unternehmen den Standort Berlin im Stich lasse.

Die Bahn hat seit der Fusion von westdeutscher Bundesbahn und früherer DDR-Reichsbahn 1994 ihren Hauptsitz in Berlin. In Hamburg hat der Konzern nach Beusts Worten bereits mehrere mögliche Standorte in die engere Wahl gezogen. Dazu gehörten Areale am Hauptbahnhof, am Bahnhof Altona oder im neuen Stadtviertel HafenCity.

Die Bahn verhandelt daneben auch über eine stufenweise Beteiligung an der mehrheitlich landeseigenen Hamburger Hafen- und Logistik AG (HHLA), einem der wichtigsten Umschlagbetriebe im größten deutschen Seehafen. Dabei geht es nach dpa-Informationen letztlich um eine Mehrheitsbeteiligung. Beust sagte: «25 Prozent ist zu wenig, 75 Prozent ist zu viel». Zudem sprechen beide Seiten über einen Einstieg der Bahn bei der Hamburger Hochbahn, die U-Bahnen und Busse betreibt.

Wann die Pläne umgesetzt werden sollen, steht noch nicht fest. Beust sagte, er gehe davon aus, in naher Zukunft eine Absichtserklärung unterzeichnen zu können. «Es steht fest, dass der Bahn-Vorstand schon informell grünes Licht gegeben hat.» Auch der Aufsichtsrat der Bahn sei einverstanden. Allerdings bestehe die Gefahr, dass die Politik die Pläne vereitele, weil Berlin Arbeitsplätze verlieren würde. Zur Haltung von Merkel sagte der Hamburger Bürgermeister: «Wenn sie klug ist, hält sie sich zurück.»

Mit den Plänen treibt Mehdorn die Neuausrichtung des Konzerns von der nationalen Eisenbahngesellschaft zu einem weltweit tätigen Transportdienstleister voran. Erst Mitte November hatte die Bahn den Kauf des US-Logistikanbieters Bax Global für rund 940 Millionen Euro besiegelt. Damit steigt das Geschäftsvolumen der Bahn-Frachtsparte auf knapp 15 Milliarden. Sie steht neben den Güterzügen für Transporte per Schiff, Lastwagen und Flugzeug. Rund 40 Prozent des Konzernumsatzes erwirtschaftet die Bahn inzwischen nicht mehr auf der Schiene. (tso/dpa)

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