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Im ehemaligen Rathaus Wilmersdorf am Fehrbelliner Platz 4 wohnen nun Flüchtlinge.

© Thilo Rückeis

Umzug des Bezirksamts Berlin-Wilmersdorf: 100.000 Euro verschwunden: Dreieinhalb Jahre Haft für Beamten

Ein Stadtobersekretär soll beim Umzug aus dem Rathaus Wilmersdorf ein Geldbündel gestohlen haben. Ein Amtsgericht sah es nun als erwiesen an. Der Beamte hoffte auf Freispruch.

Einer der Mitarbeiter, die beim Umzug aus dem Rathaus Wilmersdorf gut auf das Bargeld aufpassen sollten, griff aus Sicht des Amtsgerichts dreist in die Kasse. Stadtobersekretär Sven D. habe ein in Folie originalverschweißtes Bündel der Bundesbank mit 100.000 Euro gestohlen, befanden die Richter am Mittwoch. Er habe zudem Falschgeld im Wert von 56 000 Euro hergestellt, um es in Umlauf zu bringen. „Er hat hat sein Beamtendasein aufs Spiel gesetzt.“ Gegen den 45-Jährigen ergingen drei Jahre und sechs Monate Gefängnis. Sein Anwalt hatte auf Freispruch plädiert.

Das Geld verschwand, als das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf Ende 2014 vom Fehrbelliner Platz an den Hohenzollerndamm zog. D., mehr als 20 Jahre im Kassenbereich tätig, und eine weitere Mitarbeiterin der Bezirkskasse stapelten und zählten Geldscheine und Münzen. Mehr als eine halbe Million Euro war zu verpackten. Als später das Loch in der Kasse festgestellt wurde, liefen Ermittlungen zunächst in Richtung der Geldtransport-Firma.

„Das Bündel ist mit Sicherheit nicht im Wagen der Geldtransporteure gelandet“, sagte die Vorsitzende Richterin. Videoaufnahmen hätten das belegt. D. aber habe seine Vertrauensstellung ausgenutzt. Auf seinem Konto sei es nach der Tat peu á peu bergauf gegangen. Ein weiteres Indiz aus Sicht der Richter: Polizisten hatten in der Wohnung von Sven D. 18 000 Euro gefunden – 180 Hunderter, die in einer Folie der Bundesbank steckten. Wo die weiteren 82 000 Euro blieben, sei offen, so die Richterin. Möglicherweise habe D. das Geld verspielt.

Mit einem Geldspürhund waren Polizisten im vergangenen Juli in der Wohnung des Beamten in Lankwitz. Echte und gefälschte Hunderter wurden im Schlafzimmer erschnüffelt. D. soll sich zudem aus dem Amt zwei Dokumentendrucker beschafft haben. Bei der Polizei hatte er jegliche Vorwürfe bestritten und für alles eine Erklärung. Die echten Hunderter seien erspart, die falschen habe er für seine Pokerrunde gedacht – „um damit Zigarren anzuzünden“. Zu Prozessbeginn im Februar schwieg er. 

Die Richter folgten mit dem Schuldspruch wegen Diebstahls und Geldfälschung im Wesentlichen dem Antrag des Staatsanwalts. Der Verteidiger sagte dagegen, es sei völlig offen „wann, wo und durch wen das Geld verschwunden ist“. Es wird mit Rechtsmitteln gerechnet. Der suspendierte Sven D. bleibt zunächst gegen Meldeauflagen in Freiheit.

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