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Berlin: Umzug im Schongang

Gestern wurden die ersten Patienten in das neue Mutter-Kind-Zentrum Neukölln verlegt

Die letzte Geburt war um 9.40 Uhr, danach machten sie sich auf den Weg: 60 Kinder, Mütter und schwangere Frauen mussten gestern umziehen. Jetzt steht die Klinik im Mariendorfer Weg leer, die kleinen und großen Patienten sind gut im neuen Mutter-Kind-Zentrum in der Rudower Straße in Neukölln angekommen. „Eine logistische Meisterleistung“, sagt Alfred Holzgreve stolz, der Direktor des Vivantes-Klinikums, „der Transport von Frühgeburten ist keine ungefährliche Sache“. Elf Fahrzeuge waren im Einsatz, darunter ein „Intensivtransporter“ mit spezieller Federung für eine Fahrt ohne Rütteln und Holpern. Für die Frühgeburten war es notwendig, diesen Spezialwagen auszuleihen, denn das kleinste Kind beim Umzug wog lediglich 600 Gramm.

Die 23 Millionen Euro teure Einrichtung der Krankenhausgesellschaft Vivantes wurde vom Land finanziert. Im Mittelpunkt steht die so genannte „Perinatalmedizin“ – es werden also alle Probleme behandelt, die vor, während und nach der Geburt auftreten. 17 Ärzte und rund 170 Pflegekräfte sind dafür im Einsatz, 104 Betten stehen bereit, über 3000 Geburten werden im Jahr erwartet. Außer dem Berliner Virchow-Klinikum gibt es in Deutschland sonst kein Haus, in dem so viele Kinder zur Welt kommen.

Die Planer des Zentrums haben besonders darauf geachtet, den Mitarbeitern und den Patienten kurze Wege zu ermöglichen: Geburtsmedizin, Kinderheilkunde und Kinderchirurgie befinden sich deshalb unter einem Dach; auf dem Gelände befindet sich sogar ein Standesamt. „Das hat Vorteile für die Frauen und Kinder, denn von Station zu Station gibt es keine langen Fahrtwege“, sagte Holzgreve. Auch Fachärzte aus dem benachbarten Krankenhaus, Urologen oder Hals-Nasen-Ohren-Ärzte etwa, könnten in Notfällen schnell herangezogen werden.

In Neukölln werden komplikationslose Geburten ebenso wie Frühgeburten mit zu geringem Gewicht versorgt, behandelt werden auch Risikoschwangerschaften aus Berlin und dem angrenzenden Brandenburg . Dabei fällt neben der Technik die behagliche Ausstattung auf. Pastelle Gelb- und Orangetöne, helle Flure und große Fenster bestimmen das Bild. Und die „Geburtsräume“, teils mit Wannen für Wassergeburten, erinnern eher an ein Wellness-Hotel als an das gängige Klischee vom sterilen, düsteren Kreißsaal. „Kinder und Mütter brauchen Komfort und eine angenehme Umgebung, damit sie sich wohlfühlen “, sagt Rainer Rossi, der für die Kinderheilkunde verantwortlich ist.

Florian Alber

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