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Wolf Biermann

© dpa

Umzugspläne: Biermann zieht es nach Berlin

Ein Ehrenbürger will zurück nach Berlin: Der Liedermacher Wolf Biermann möchte seinen Lebensmittelpunkt von Hamburg wieder in die Bundeshauptstadt verlegen. Seine ebenso einfache wie einleuchtende Begründung: "Biermann gehört nach Berlin".

Die Stadt zerrt an ihm. Berlin – seine Wirkungsstätte. „Der Biermann“, sagt Wolf Biermann, „gehört nach Berlin“. Da sitzt er im Büro seine Freundes Uwe Lehmann-Brauns im Berliner Abgeordnetenhaus und sinniert darüber, wo überall er in Berlin wohnen könnte. Mitte, ja doch. Die Gegend um das Berliner Ensemble herum könnte ihn reizen. Oder die Nähe des Monbijou-Parks. Die Steine der Mitte von Berlin widerhallen von Erinnerungen Biermanns an seine fünfziger, sechziger, siebziger Jahre. 20 Häuser und Wohnungen habe er sich angesehen, erzählt er – „ganz schwindlig“ sei ihm davon.

Lehmann-Brauns hat den Künstler unter ein Bild vom Hamburger Hafen gesetzt. Als spüre Biermann etwas, hält er plötzlich inne in seinen Überlegungen und stößt hervor: „Aber der Wolf“, der Junge – der gehöre nach Hamburg.

Es ist nicht so einfach, aber Wolf Biermann will zurück nach Berlin. „Willkommen zu Hause“, hat Lehmann-Braus ihm vom Präsidentenplatz des Abgeordnetenhauses zugerufen, als der Ehrenbürger Biermann während der Plenarsitzung am frühen Donnerstagabend auf der Besuchertribüne Platz nahm. Zu Hause in Berlin? Der Biermann ja, der Wolf aber nicht.

Biermanns Frau Pamela allerdings, von Herkunft her Hamburgerin, fühlt sich von Berlin offenbar wirklich angezogen. Sie hätten viele Freunde hier, erzählt sie. Und Berlin verströmt eben dieses Gefühl, dass hier wirklich viel los ist. Pamela Biermann sagt das nicht, aber ihr Mann denkt offenbar, dass sie so denkt.

Dann kommt noch Klaus Wowereit in die Runde. SPD-Fraktionschef Michael Müller war schon da, um Hallo zu sagen und Biermann zu begrüßen, CDU-Fraktionschef Friedbert Pflüger, sein Stellvertreter Michael Braun und der parlamentarische Geschäftsführer Frank Henkel. Die Grünen-Fraktionschefin Franziska Eichstädt-Bohlig ist da, später wird auch Walter Momper noch vorbeischauen. Biermann, in seiner braunen Cordhose, den braunen Slippern, dem fast schwarzen Lederjackett, hat alle bestens unterhalten mit Geschichten von der Suche nach einem geeigneten Maler.

Als er Ehrenbürger wurde, hatte Biermann den Maler Strawalde ins Gespräch gebracht, mit dem er befreundet ist. Doch Strawalde habe ihm zu verstehen gegeben, dass der den Auftrag nicht annehmen wolle, so Biermann. Wowereit, galant-provokant wie er sein kann, schlug Biermann nun Norbert Bisky vor, und scherzte, das Bild werde wohl „ein bisschen nackig“ daherkommen. Nichts ist von den Reibereien geblieben, die es um die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Biermann gegeben hatte – bei dem Künstler nicht, bei Wowereit schon gar nicht.

Biermann war auf Initiative von Lehmann-Brauns als Ehrenbürger vorgeschlagen worden. Grünen- und FDP-Fraktion machten mit, die rot-rote Regierungskoalition aber zögerte und wollte nicht. Einige aus der Linksfration nahmen Biermann angeblich übel, dass er mal mit Worten für den Irak-Krieg gekämpft hatte. In der SPD nahmen sie Rücksicht auf die hadernde Linksfraktion. Doch Ende März 2007 wurde Biermann Ehrenbürger – „eine Art Wiedereinbürgerung“, sagte er. „Viel Spaß – und umziehen!“, sagt Wowereit nun zum Abschied, als er politisch telefonieren gehen muss. Und Biermann freut sich darüber, dass sein Umzugsproblem „endlich wieder ein privates Problem ist, keine Frage auf Leben und Tod.“

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