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Berlin: Unauffällig im Hintergrund

Traf sich Erdogan mit Milli-Görüs-Chef in einem Berliner Hotel?

Bei dem Treffen türkischer Organisationen aus Berlin mit Ministerpräsident Racip Tayyip Erdogan im „Türkischen Haus“ war auch die umstrittene islamistische Organisation Milli Görüs dabei. Aufgefallen sind die Vertreter der vom deutschen Verfassungsschutz beobachteten Vereinigung allerdings kaum. Sie übergaben Erdogan ein Statement in schriftlicher Form. „Es ist in Ordnung, wenn Milli Görüs bei so einer Begegnung dabei ist“, sagte der ausländerpolitische Sprecher der PDSFraktion im Abgeordnetenhaus, Giyasettin Sayan. Schließlich komme Erdogan selbst aus der islamistischen Bewegung und könne am ehesten einen konstruktiven Dialog mit der Organisation führen. Andere zeigten sich nicht so optimistisch. Die türkische Opposition hatte die Einladung von Milli Görüs schon vor der Veranstaltung heftig kritisiert. Gegner Erdogans werfen dem Ministerpräsidenten vor, eine Re-Islamisierung der türkischen Gesellschaft anzustreben.

Die Tageszeitung „Cumhuriyet“ zitiert auch den „Verein für das Gedankengut Atatürks“ in Deutschland mit dem Vorwurf, das Gespräch Erdogans sei ein Beleg für die Zugeständnisse der türkischen Regierung an den islamischen Fundamentalismus. Zudem berichtet Cumhuriyet, dass sich Erdogan schon am ersten Tag seiner Deutschland-Reise mit Milli-Görüs-Chef Mehmet Gül in seinem Berliner Hotel getroffen und über die Aktivitäten der Organisation in Deutschland gesprochen habe. Zumindest sind sich die beiden Männer im Foyer des Hilton begegnet. Erdogan reichte Gül die Hand und flüsterte dem Milli-Görüs-Chef etwas ins Ohr. Nach Augenzeugenberichten übergab er Gül dabei eine Visitenkarte. „Das kann keiner ausschließen, dass er noch freundschaftliche Kontakte aus seiner Zeit als Bürgermeister von Istanbul unter der Regierung von Necmettin Erbakan hat“, hieß es gestern dazu in der türkischen Botschaft. Die AKP-Partei von Erdogan gilt als gemäßigt. suz

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