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Berlin: Unbeschwert die Sonne genießen

Zur Vermeidung eines Sonnenbrands gehören Hut, T-Shirt und Creme mit einem hohen Lichtschutzfaktor ins Reisegepäck

Endlich Sommerferien! Wer jetzt in den sonnigen Süden aufbricht, sollte sich schon einmal überlegen, wie das Programm an den Urlaubstagen in der Zeit zwischen 11 und 15 Uhr aussehen soll. Ein leichtes Mittagsmahl, im Anschluss daran eine ausgedehnte Siesta, das klingt nicht schlecht. Und es ist auch aus medizinischer Sicht empfehlenswert.

„Auf jeden Fall sollte man versuchen, in dieser Hauptsonnenzeit in geschlossenen Räumen oder wenigstens im Schatten zu bleiben“, sagt Eggert Stockfleth, Leitender Oberarzt der Klinik für Dermatologie und Sprecher des Haut-Tumor- Centrums der Charité. Für kleine Kinder ist das besonders wichtig, denn sie bekommen in der prallen Sonne nicht nur leichter Probleme mit dem Kreislauf, wenn sie stark schwitzen und viel Flüssigkeit verlieren. Ihre Haut hat außerdem noch nicht die Waffen des natürlichen Sonnenschutzes aufgebaut, über die Erwachsene verfügen. „Ihr Risiko, einen Sonnenbrand zu bekommen, ist deutlich größer“, sagt Stockfleth. „Und wir wissen heute, dass die Anzahl der Sonnenbrände, die ein Mensch in der Kindheit mitgemacht hat, für sein späteres Hautkrebs-Risiko eine entscheidende Rolle spielt.“ Besonders gefährdet sind Hellhäutige, Menschen mit hellroten Haaren und vielen Sommersprossen. Sie gehören zum Hauttyp I, ihre Haut verfügt nur über geringe Reparaturfähigkeiten.

Für alle Familienmitglieder empfiehlt sich an sonnigen Tagen zuallererst das, was Mediziner als physikalischen Sonnenschutz bezeichnen, einfacher gesagt also eine Strahlenbarriere aus Kopfbedeckung und Kleidung. Dazu empfehlen Dermatologen dann noch eine Sonnencreme, die gegen UVA- und UVB-Strahlen schützt und als „daylong“ gekennzeichnet ist. „Der Lichtschutzfaktor sollte ungefähr bei 25 liegen“, sagt Stockfleth. Nach oben gebe es danach keine großen Steigerungsmöglichkeit mehr – „und Pseudosicherheit sollte man lieber nicht verbreiten“. Theoretisch beinhaltet der Lichtschutzfaktor die Zahl, mit der man den ohne Sonnenschutz möglichen Zeitraum des Aufenthalts in der Sonne multiplizieren kann.

Wenn es trotzdem zu einem Sonnenbrand gekommen ist, heißt der erste Rat natürlich: Schnell raus aus der Sonne! Außerdem lindern feuchte Umschläge die Qual, und es empfiehlt sich wegen des Flüssigkeitsverlusts, viel zu trinken. „Von Hausmittelchen wie Mehl oder Kühlungsgels sollte man aber lieber die Finger lassen, sie könnten sogar dazu führen, dass die Haut sich mit Bakterien infiziert“, warnt Stockfleth. Spätestens wenn sich Blasen gebildet haben, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Die richtige Behandlung besteht dann im Auftragen einer kortisonhaltigen Creme oder Salbe, die gegen die Entzündung angeht. Die Entzündung bremst auch Acetylsalizylsäure (ASS) – besser bekannt unter dem Markennamen Aspirin.

Stockflehts Arbeitsgruppe hat an der Charité einen Hautkrebs-Risikotest entwickelt. Neben dem individuellen Hauttyp sind als weitere Kriterien die Anzahl der Muttermale, die Arbeits- und Freizeitgewohnheiten und das Vorkommen von Hautkrebs in der Familie entscheidend. Weitaus häufiger als der gefährliche Schwarze Hautkrebs, das Melanom, sind die Formen des Hellen Hautkrebses. Unter den Tumoren, die mit der Zeit tief ins Gewebe eindringen, ist das Basalzell-Karzinom mit 150 000 Neuerkrankungen in jedem Jahr in Deutschland am häufigsten. Es zeigt sich meist an den „Sonnenterrassen“ des Körpers, also auf Nase, Ohren, Händen, Unterarmen – und nicht zuletzt auf haarlosen Schädeln. Zunächst bilden sich meist oberflächliche Veränderungen, dünne, verfärbte Hautstellen, vom Hautarzt Aktinische Dermatosen genannt. Sie machen oft über Jahre keine Beschwerden, schwächen aber das Immunsystem. „Knotige Hauterscheinungen müssen operiert werden, doch gegen die oberflächlichen Veränderungen gibt es inzwischen Cremes, die lokal zur Stimulation des Immunsystems führen“, erklärt Stockfleth, der an der Entwicklung der Creme mit dem Substanznamen Imiquimod (Markenname: Aldara) mitbeteiligt war. Die Behandlung dauert mehrere Wochen und ruft Entzündungsreaktionen hervor – sichtbar an einer Rötung der Haut. Weniger Rötungen zeigen sich bei einer weiteren Neuentwicklung, an der ebenfalls die Charité maßgeblich beteiligt war. „Dieses Gel stößt im Tumor den programmierten Zelltod an“, erläutert der Dermatologe. Deshalb sollen jetzt auch Versuche mit anderen Tumorerkrankungen starten.

Im Kampf gegen den Hautkrebs gibt es im Vergleich zu diesen anderen Krebserkrankungen einen immensen Vorteil: Hautkrebs wächst an der Körperoberfläche, man kann ihn früh erkennen. (Telefon-Hotline des Haut-Tumor-Centrums der Charité: 030-450518265)

Weiteres auf Seite 13: Lichtschutzmittel für Kinder im Test.

Adelheid Müller-Lissner

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