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Morgens klingelten die Polizisten an den Türen der Biesdorfer. Als alle Anwohner in Sicherheit waren, wurde die Bombe unschädlich gemacht. Fotos: dapd

© dpa

Berlin: Und wieder eine Bombe

Gestern waren Anwohner in Biesdorf betroffen, heute wird weiterer Blindgänger an der A 115 entschärft.

Der Baggerfahrer hatte viel Glück. Der Mann, der mit seiner Baumaschine am Montagnachmittag die Weltkriegsbombe aus dem Boden holte, kam mit einem Schrecken davon. Es hätte auch anders kommen können: Viele Polizisten erinnern sich noch an das Jahr 1994, als ein Baggerfahrer mit seiner Schaufel einen Blindgänger in Friedrichshain zur Explosion brachte. Drei Menschen starben.

Diesmal lief alles glimpflich ab. In Biesdorf erkannte der Arbeiter rechtzeitig, dass etwas nicht stimmt. Er legte das große Metallteil mit der Schaufel vorsichtig wieder ab und rief die Polizei. Seitdem war das Wohngebiet südlich der Bundesstraße B1/B5 in Aufregung. Am Montagabend entschieden die Experten der Polizei, dass keine Eile erforderlich ist, da von der liegenden Bombe keine Gefahr ausgeht. Über Nacht wurde der Fundort an der Schlochauer Straße Ecke Weißenhöher Straße gefunden. Die Entschärfung wurde auf Dienstagmittag, also ins Tageslicht, verschoben. Ein Argument dabei war, dass knapp 200 Meter nördlich des Fundorts die Bundesstraße B1/B5 verläuft. Eine Vollsperrung der wichtigsten Ausfallstraße im Feierabendverkehr hätte in den östlichen Bezirken ein Verkehrschaos ausgelöst.

Viele der 300 Menschen innerhalb des Sperrkreises hatten schon am Morgen freiwillig ihre Lauben und Einfamilienhäuser verlassen, da die Nachricht seit Stunden im Radio zu hören war. Dennoch klingelten sich Polizisten ab 9 Uhr früh durch das Wohnviertel, ein Lautsprecherwagen mahnte zum Aufbruch. Kurz vor 12 Uhr war das Viertel geräumt, nun wurde die B5 zwischen Rhinstraße und Blumberger Damm gesperrt, ebenso die nach Norden führende Märkische Allee.

Den Sperrkreis von 400 Metern hatte die Polizei berechnet aus der Menge des Sprengstoffs und der Lage der Bombe. Daraus wird ermittelt, wie weit Splitter fliegen könnten. Die Bombe hatte zwei Zünder, einer war vermutlich beim Aufprall abgebrochen. So musste Feuerwerker Dietmar Püpke nur noch den zweiten abtrennen – und zwar mit einem scharfen Wasserstrahl. Um 12.45 Uhr hatte Püpke die Arbeit erledigt. 1957 hatte es den einzigen Unfall gegeben. Polizei-Feuerwerker Werner Stephan starb beim Entschärfen einer russischen Granate. Eine Gedenktafel auf dem Sprengplatz Grunewald erinnert an das Unglück.

Am heutigen Mittwoch ist Kleinmachnow betroffen. Der am Montag von einem Förster im Wald direkt an der Autobahn 115 gefundene 250-Kilo-Blindgänger soll mittags von Brandenburger Experten entschärft werden. Die A 115 wird gegen 11.30 Uhr zwischen Potsdam-Babelsberg und dem Kreuz Zehlendorf gesperrt und das Gewerbegebiet „Europark“ geräumt. Die Evakuierung eines Campingplatzes sowie von Teilen Kleinmachnows beginne um 8 Uhr, sagte ein Mitarbeiter der zuständigen Gemeinde Stahnsdorf. Erst wenn alle Menschen den 900-Meter-Sperrkreis verlassen hätten, werde die stark frequentierte Autobahn gesperrt. Die Entschärfung werde voraussichtlich zwei Stunden dauern. Spaziergänger, Jogger und Radfahrer auf dem Weg von Stahnsdorf nach Potsdam-Babelsberg würden gebeten, einen anderen Weg zu wählen. Auch der Südwestkirchhof und der Wilmersdorfer Waldfriedhof Stahnsdorf lägen im Sperrkreis.

Die US-Bombe wurde am Montag bei Grabungsarbeiten zwischen der Autobahn und dem nahen Teltowkanal gefunden. Ob auch der Schiffsverkehr während der Entschärfung eingestellt werden muss, war einem Polizeisprecher zufolge vorerst unklar. (mit dapd)

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