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Was kommt hinter der S-Bahn? In Birkenwerder war es ein Regionalzug, der versehentlich auf demselben Gleis losfuhr.

© dpa

Unfall in Birkenwerder knapp verhindert: Regionalzug fuhr los, obwohl auf dem Gleis eine S-Bahn stand

Ein aufmerksamer Lokführer verhinderte in Birkenwerder einen drohenden Zusammenstoß zwischen S-Bahn und Regionalzug. Beide nutzen zwar planmäßig dasselbe Gleis - aber normalerweise nie gleichzeitig.

Glück gehabt: Ein aufmerksamer Lokführer hat am Dienstag einen möglichen Zusammenstoß zwischen einer S-Bahn und einem Regionalzug im Bahnhof Birkenwerder verhindert. Wie es zu dem Beinahe-Unfall kommen konnte, werde derzeit untersucht, sagte ein Bahnsprecher. Der Zugverkehr war knapp zwei Stunden unterbrochen. Als Grund hatte die Bahn zunächst „betriebliche Unregelmäßigkeiten“ genannt.

Birkenwerder, nördlich von Berlin gelegen, ist ein besonderer Bahnhof im Netz. An seinem Bahnsteig halten S-Bahnen und Regionalzüge. Die Gleise haben deshalb eine seitliche Stromschiene für die S-Bahn und zusätzlich eine Oberleitung für die Regionalbahnen. Außerdem starten und enden dort die S-Bahnen der Linie S 8 nach und von Zeuthen.

Am Dienstagvormittag sollte eine Regionalbahn der RB 20 aus Potsdam nach Oranienburg abfahren. Sie stand auf dem Gleis, auf dem im Regelfall auch die S-Bahnen aus Oranienburg ankommen. Kurz nach dem Anfahren habe der Lokführer der Regionalbahn gemerkt, dass sein Gleis durch eine aus Oranienburg kommende S-Bahn blockiert war, sagte der Bahnsprecher. Der Lokführer der Regionalbahn habe sofort gebremst und in einem Abstand von rund hundert Metern vor der S-Bahn gehalten. Die Sicherheit sei also gewährleistet gewesen, sagte der Sprecher. Die Strecke sei in diesem Bereich gut einsehbar, der anfahrende Zug sei zudem langsam und somit in der Lage gewesen, schnell anzuhalten.

Normalerweise sollte die S-Bahn – signalgesteuert – vor der Weiche warten, über die die Regionalbahnen nach dem Verlassen des Bahnhofs wieder auf ihre Stammstrecke wechseln. Erst dann darf die S-Bahn losfahren. Auf der Strecke ist noch das uralte Signalsystem aus den Anfangszeiten des elektrischen S-Bahn-Betriebs von 1924 vorhanden, das unter Fachleuten als anfällig gilt. Erst nach und nach wird das System jetzt umgestellt. Für die Regionalzüge ist eine modernere Technik installiert.

Noch steht nicht fest, ob die Technik versagt oder ein Mitarbeiter falsch gehandelt hat – im Zug oder im Stellwerk. Durch das Miteinander von S-Bahnen und Regionalzügen, verbunden mit der Funktion als Start- und Endbahnhof der S 8, ist der Bahnhof Birkenwerder betrieblich eine Herausforderung.

Der S-Bahn-Verkehr war zwischen Hohen Neuendorf und Oranienburg von 7.20 Uhr bis gegen 9 Uhr unterbrochen. Als Ersatz fuhren Busse. Die Züge der S 8 aus Zeuthen fuhren nur bis Schönfließ. Zur Weiterfahrt mussten die Fahrgäste auch dort auf Busse umsteigen.

Vorübergehend eingestellt war am Morgen auch der Verkehr auf der S 45 (Flughafen Schönefeld–Südkreuz). Während am Montag beim ersten Schneefall des Winters gleich mehrere Weichenstörungen den Verkehr gebremst hatten, machten am Dienstag Fahrzeuge schlapp. An mehreren Zügen, die auf der S 45 fahren sollten, habe es am frühen Morgen unterschiedliche Defekte gegeben, sagte ein Bahnsprecher. Mal habe die Türsteuerung nicht funktioniert, mal sei ein Antrieb ausgefallen. Es habe aber keine Häufung nur einer Schadensursache gegeben wie in den vergangenen Wintern. Damals waren unter anderem massenweise Antriebe und Türschließanlagen ausgefallen oder Kupplungen hatten versagt. Die S-Bahn hat den Fahrzeugen inzwischen eine Winterkur verordnet und mit Umbauten gegengesteuert. Mehrere Millionen Euro hat die S-Bahn dafür investiert.

Um ein Hin und Her im Betrieb zu vermeiden, habe man zwischen 6.05 Uhr und 9.50 Uhr den Verkehr auf dieser Linie komplett ruhen lassen, sagte der Sprecher. Per S-Bahn konnte man so den Flughafen nur alle 20 Minuten mit der S 9 (Pankow–Schönefeld) erreichen oder musste auf Regionalzüge ausweichen.

Und auch das war gestern eine Nachricht: „Derzeit liegen keine Störungen im S-Bahn-Netz vor“, twitterte die S-Bahn am Nachmittag. Bereits eine Stunde später meldete die Deutsche-Bahn-Tochter dann doch wieder mehrere Ausfälle von Fahrten; dieses Mal ohne Angabe von Gründen.

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