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Berlin: Unfreiwillig Schwarzfahrer

BVG ist Fehler in Entwertern seit Jahresanfang bekannt, die Umstellung dauert aber bis Ende April

Die BVG denkt immer noch daran, einen Tarif einzuführen, der eine hoch komplizierte Technik mit einem elektronischen Fahrschein erfordert. Derzeit ist das Unternehmen aber nicht einmal in der Lage, seine herkömmlichen Entwerter der Fahrscheine richtig ticken zu lassen. Durch einen Softwarefehler macht die BVG dadurch auch ehrliche Fahrgäste, die einen Fahrschein gekauft und entwertet haben, bei Kontrollen zu potenziellen Schwarzfahrern.

Das Problem ist seit Jahresanfang bekannt, bestätigte BVGSprecher Wolfgang Göbel. An etwa 1300 Entwertern eines Herstellers werde seither beim Abstempeln eine falsche Kalenderwoche angezeigt; der Wochentag und die Uhrzeit seien dagegen richtig vermerkt. An den Geräten müsse ein Chip ausgetauscht werden, was Zeit erfordere. Der Austausch werde deshalb wahrscheinlich nach derzeitigem Stand erst am 22. April abgeschlossen sein. Die Kontrolleure seien sofort nach dem Bekanntwerden des Fehlers angewiesen worden, beim Vorlegen eines solchen Fahrscheines kulant zu sein. Beschwerden habe es auch nicht gegeben.

Bei dem Ehepaar S. ging die Sache aber schief. Auch auf ihren im Vorverkauf erworbenen Fahrscheinen war eine falsche Kalenderwoche aufgedruckt. Die Kontrolleurin stufte das Paar vor den Augen der anderen Fahrgäste als Schwarzfahrer ein. Frau und Herr S. sollten jeweils 40 Euro als erhöhtes Beförderungsentgelt zahlen.

Doch immerhin wies die Kontrolleurin darauf hin, dass ein Fehler beim Entwerter vorliegen könne. Das Paar solle dies bei der Hauptverwaltung prüfen lassen. Nun begann die Schreiberei, die auch mit einem finanziellen Aufwand verbunden war. Die BVG teilte daraufhin mit, dass sie „im Rahmen der Kulanz“ auf das ihr zustehende erhöhte Beförderungsentgelt – ohne Anerkennung einer Rechtspflicht – verzichte. Bei einigen Entwertern in den Bussen liege ein Softwarefehler vor, der bekannt sei. Allgemein informiert hat man die Fahrgäste aber nicht.

Die BVG gibt einen weiteren Busbetriebshof auf. Im Frühjahr 2005 wird der Hof an der Winfriedstraße in Zehlendorf dichtgemacht. Weniger Fahrten durch Linienänderungen und durch die Lückenschlüsse bei der S-Bahn hätten dazu geführt, dass die sieben vorhandenen Betriebshöfe insgesamt nicht mehr ausgelastet seien. Schließungskandidaten waren neben Zehlendorf noch die Anlagen an der Cicerostraße und in Britz. Den größten Spareffekt habe man durch eine Schließung von Zehlendorf ermittelt, so die BVG, obwohl dort bis vor kurzem auch noch kräftig investiert worden war. Die 450 Mitarbeiter werden zu den Höfen Britz und Cicerostraße versetzt; Entlassungen gebe es nicht. kt

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