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Berlin: Ungewissheit um neuen Bahn-Streik

Wer in die City will, muss Umwege einplanen

Die Gewerkschaft der Lokomotivführer (GdL) machte es gestern spannend. Erst nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe wollte sie mitteilen, ob sie für den heutigen Donnerstag wieder zum Streik aufrufen wird. Weder die Bahn noch die Fahrgäste haben so ausreichend Zeit, sich Alternativen zu suchen. In der Vergangenheit hatten die GdL-Funktionäre stets betont, die Streiks sollten sich nicht gegen die Fahrgäste richten – und deshalb 24 Stunden zuvor die Aktionen angekündigt. Dadurch konnte sich am vergangenen Freitag die Bahn auf einen mehrstündigen Streik so gut vorbereiten, dass der Zugverkehr weitgehend aufrecht erhalten werden konnte. Dafür brauche die Bahn aber 24 Stunden Zeit, sagte gestern Bahnsprecher Burkhard Ahlert.

Kommt es zum Streik, bleibt Fahrgästen, die auf den Zug angewiesen sind, nichts anderes übrig, als auf dem Bahnhof zu warten, und zu hoffen, dass es der Bahn erneut gelingt, zumindest einen Teil der Züge weiter fahren zu lassen. Beim Streik sollen die Züge in einem Bahnhof stoppen, ein Halten vollbesetzter Züge auf freier Strecke hat es bisher nicht gegeben. Im Bahnhof werden die von streikenden Lokführern aus den Reihen der GdL abgestellten Züge von Lokführern übernommen, die gewerkschaftlich nicht organisiert oder bei einer anderen Gewerkschaft Mitglied sind. Für diese besteht ein gültiger Tarifvertrag, sie seien deshalb keine Streikbrecher, sagte Ahlert.

Ein Ausweichen auf Bahnen und Busse der BVG ist für Bahnfahrgäste nur auf wenigen Strecken komplikationslos möglich. Parallelverkehre sind in der Vergangenheit fast komplett aufgegeben worden, und auch Busverbindungen aus dem Umland in die Stadt sind rar. Sollten auf der Stadtbahn zwischen Charlottenburg und Ostbahnhof keine Züge fahren, können Fahrgäste hier immerhin auf die U-Bahn ausweichen, die an den S-Bahnhöfen Charlottenburg, Zoo, Friedrichstraße, Alexanderplatz und Jannowitzbrücke Stationen hat. Vom Ostbahnhof ist der nächste U-Bahnhof Warschauer Straße der U 1 eine Station entfernt. Auch aus Spandau lässt sich die Innenstadt mit der U-Bahn erreichen. In Hohenschönhausen und Marzahn sowie in Köpenick und Pankow bietet sich als Ersatz für die S-Bahn die Straßenbahn an. Je nach Route müssen die Fahrgäste aber bei der Tram manchmal mehrfach umsteigen, um das Zentrum zu erreichen. Geht auch auf der Wannseebahn nichts mehr, bietet sich hier zumindest zwischen dem Rathaus Steglitz und dem Innsbrucker Platz der Bus M 48 als Ersatz an.

Bei der U-Bahn will die BVG nach Angaben ihrer Sprecherin Petra Reetz bei Bedarf auf den Linien U2 (Pankow-Ruhleben) und U5 (Alexanderplatz–Hönow) an planmäßig verkürzte Züge mehr Wagen ankoppeln.

Müssen Bahnfahrgäste aufs Auto ausweichen, kann es teuer werden. Fast im gesamten Zentrum ist das Parken gebührenpflichtig; ein Verzicht auf das Kassieren sei unverhältnismäßig, sagte die Sprecherin der Stadtentwicklungsverwaltung, Petra Rohland. Vor den ersten Streiks hatte der ADAC vergeblich ein Gratisparken an Streiktagen bei der Bahn gefordert.

Park & Ride-Plätze an Bahnhöfen der BVG gibt es unter anderem in Alt-Mariendorf, am Kurt-Schumacher-Damm, in Alt-Tegel, am Heidelberger Platz, an der Parchimer Allee, an der Scharnweberstraße, in Rudow, in Tempelhof oder in Wittenau. Klaus Kurpjuweit

Informationen bei einem Streik gibt es unter anderem unter:

www.bahn.de/aktuell

www.bvg.de, www.vbbonline.de

sowie unter Tel: 08000 996633

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