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Mauerstück am Potsdamer Platz in Berlin-Mitte.

© Doris Spiekermann-Klaas

Ungewöhnliches Second Hand-Angebot: Gebrauchte Berliner Mauerteile zu verkaufen

Berlin-Story-Chef Wieland Giebel erweitert sein Sortiment im Shop. Neu im Angebot: Segmente der Mauer – gebraucht. Jedes ist bis zu 2800 Kilo schwer.

Es entspricht dem Regelwerk des Einzelhandels, als Verkäufer einer Ware den Erwerber darauf hinzuweisen, wenn diese „bereits genutzt“, mithin ein „gebrauchter Artikel“ ist. Gewiss, dies kann man selbst dann vor dem Kaufakt mitteilen, wenn es die Waren neu gar nicht mehr gibt und aller Wahrscheinlichkeit nach auch nie wieder geben wird. Aber ein neues Teilstück der Berliner Mauer, also unbenutzt, quasi jungfräulich, gerade frisch aus dem VEB-Werk auf den Markt geworfen? Ein Widerspruch in sich.

Die Mauerstücke zertrennten einst die Innenstadt

Dennoch: Wieland Giebel, Chef des Berlin-Story-Verbunds samt Verlag, Shop und Museum Unter den Linden sowie dem Gruselbunker am Anhalter Bahnhof, weist ausdrücklich darauf hin, dass die vier von ihm angebotenen Mauersegmente gebraucht seien. Sie entstammen der innerstädtischen Mauer im Bereich Engel-/Bethaniendamm, Segmente der sogenannten Generation „Grenzmauer 75“, 3,60 Meter hoch, 1,20 Meter breit, L-förmig, etwa 2800 Kilo schwer, ohne die Betonrohre auf der Krone, die die Mauer unüberwindlich machen sollten.

Museen oder Botschaften könnten Interessenten sein

Giebel hat die vier Segmente anderthalb Kilometer von ihrem ursprünglichen Standort entfernt auf einem Hinterhof gefunden, sie dem Grundstücksbesitzer abgekauft und bietet sie jetzt für 7000 Euro das Stück an, über Ebay oder auch durch Direktangebote an Institutionen, die sich dafür interessieren könnten, Museen etwa oder Botschaften. Ähnliche Orte wie die, wo sich bereits Teile der in alle Winde verstreuten Mauer finden. Mehr als 240 Segmente an über 140 Orten werden etwa in dem Buch „Die Berliner Mauer in der Welt“ genannt, das Anna Kaminsky im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung herausgegeben hat und das unlängst in erweiterter Neuauflage im Berlin Story Verlag erschienen ist (288 Seiten, 19,95 Euro, erhältlich auch in englischer Sprache).

7000 Euro für ein Segment entspreche dem Marktpreis, weiß Giebel zu berichten, für bemalte Segmente seien aber auch schon 11 000 Euro bezahlt worden. Vergleichsweise günstig ist dagegen das Angebot eines Baustoffhändlers in der Teltower Oderstraße, der Mauerteile zum Bemalen anbietet. Man kann sie dann auch erwerben oder verkaufen, ein Drittel des Kaufpreises, mindestens 500 Euro, gehen an den Eigentümer.

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