zum Hauptinhalt

Unglück in Lichtenberg: Nach Explosion: Schwerverletzter weiter nicht ansprechbar

"Finger weg" stand auf einem großen Zettel, der im Hausflur am Kasten mit den Stromzählern klebte. Diese Warnung hat offenbar nichts genutzt. Ein Mann manipulierte in Lichtenberg vermutlich eine Gastherme, eine Explosion zerstörte seine Wohnung - nun werden weitere Details bekannt.

Nach der Gasexplosion in einem Wohnhaus in Lichtenberg liegt der am Sonntag unter den Trümmern der eingestürzten Decken und Mauern entdeckte Mieter weiter mit schweren Brandverletzungen im Krankenhaus. Der 53-jährige Mann sei noch nicht ansprechbar, teilte die Polizei mit. Die Hinweise verdichten sich allerdings, dass die Explosion durch Manipulationen an einer Gastherme ausgelöst wurde. Darauf deuten erste Erkenntnisse der Kriminalpolizei hin.

Der Explosionsort in der Straße Alt-Friedrichsfelde in der Nähe des Bahnhofes Lichtenberg blieb auch am Montag abgesperrt. Zwar bestand keine unmittelbare Gefahr durch ausströmendes Gas, nachdem alle Leitungen vorsorglich abgeklemmt worden waren. Aber der Blick in die oberen Etagen des Quergebäudes in der Hausnummer 127 sagte alles: Ziegelsteine drohten in jedem Augenblick herabzustürzen, Bretter und Fenster hingen scheinbar an einem seidenen Faden und das Dach schien schon beim nächsten kräftigen Windstoß aus der lockeren Verankerung zu rutschen. Auf dem Boden des Innenhofes türmten sich bereits heruntergefallene Ziegel bis zu einer Höhe von einem Meter. Fünf Familien mussten hier Wohnungen verlassen. Sie kamen in einem Hotel unter.

Die explodierte Gastherme befand sich in einer Wohnung in der vierten Etage. Durch die Wucht der Detonation wurden diese und das Dachgeschoss völlig zerstört. „Beim Eintreffen der Feuer konnte sich der 53-jährige Mann durch Klopfzeichen bemerkbar machen“, sagte ein Polizist. „Offensichtlich hielt sich der Mann allein in der Wohnung auf.“ Der schwer verletzte Mann war in der Gegend an der viel befahrenen Bundesstraße 1 / 5 offenbar bekannt. „Willi kümmerte sich um alles und sorgte für Ordnung im Treppenhaus“, erzählte eine Mieterin aus dem Vorderhaus. „Er lebt hier seit mindestens 20 Jahren.“ Allerdings war er nach Polizeiangaben gar nicht in dem Haus als Mieter gemeldet. Die meisten Wohnungen stehen hier ohnehin leer. Aber Decken, Kisten, Speisereiste und andere Utensilien deuten auf eine offensichtlich rege illegale Nutzung der Räume hin.

„Da hausten manchmal 20 Rumänen oder Bulgaren in einer Wohnung“, erzählte ein älterer Mann aus dem Nachbarhaus. „Die blieben oft nur wenige Tage.“ Dabei muss es regelmäßig zu Manipulationen an Gasthermen gekommen sein, wie sich beim genauen Blick auf die Geräte in den Wohnungen zeigte. Einige waren aufgeschraubt und laienhaft verändert worden. Im Kasten mit den Stromzählern im Hausflur hatte ein Mieter vorsorglich einen großen Zettel mit der Aufschrift „Finger weg“ angebracht.

Wie Bewohner berichteten, waren die Häuser letztmalig Anfang der achtziger Jahre im Rahmen einer FDJ-Initiative renoviert worden. Man habe zeigen wollen, dass sich die Jugendbrigaden nicht allein auf den Bau von Plattenwohnungen im nahen Marzahn konzentrieren würden. Seit dieser Zeit sei nicht viel passiert. In absehbarer Zeit sollten die Häuser endlich saniert und in Eigentumswohnungen umgewandelt werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false