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Berlin: Unlauteres Polizei-Sponsoring

Urteil 2: Türkisch-Dolmetscher muss wegen Betruges in Haft

Das Geständnis kam überraschend. Nach zweimonatigem Prozess gab TürkischDolmetscher Kemal E. gestern zu, dass er jahrelang Übersetzungsarbeiten für das Landeskriminalamt (LKA) falsch abgerechnet hat. Zwischen 1998 und 2002 soll der Landeskasse dadurch ein Schaden in Höhe von rund 441000 Euro entstanden sein. Das Landgericht sprach von einem ganz erheblichen Vertrauensbruch, den der 53-jährige Dolmetscher begangen habe. Wegen gewerbsmäßigen Betruges in 47 Fällen erging gegen E. eine Haftstrafe von viereinhalb Jahren.

Der Betrug stand in engem Zusammenhang mit einer großzügigen Computer-„Leihgabe“. Kemal E., der bereits seit den 70er Jahren Mitschnitte von abgehörten Telefonaten übersetzte, hatte dem LKA 1998 insgesamt 24 Computer für den Dienstgebrauch zur Verfügung gestellt. Er habe damit der Dolmetscher-Konkurrenz „entgegentreten“ wollen, sagte er im Prozess. Die „Leihgabe“ habe ihn jedoch in finanzielle Schwierigkeiten gebracht. Die Richter kritisierten diese Art von „Sponsoring“ deutlich: „Jeder weiß, dass damit Abhängigkeiten entstehen können.“ In dem Prozess saßen auch drei Polizeibeamte mit auf der Anklagebank. Sie wurden vor zwei Wochen vom Vorwurf freigesprochen, sie hätten dem Dolmetscher geholfen und bewusst seine falschen Abrechnungen als „sachlich richtig“ abgezeichnet. K.G.

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