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Berlin: Unmut über die aktuelle Bildungspolitik herrscht auch bei nicht-streikenden Lehrern

In Britz sah der Schulsenator weiße Mäuse. Ihre kleinen Silhouetten klebten an der Wand oder am Zaun und trugen Parolen wie "Mehr Mäuse für die Schule" oder "Böger raus, Mäuse rein".

In Britz sah der Schulsenator weiße Mäuse. Ihre kleinen Silhouetten klebten an der Wand oder am Zaun und trugen Parolen wie "Mehr Mäuse für die Schule" oder "Böger raus, Mäuse rein". Der Leiter der Britzer Bruno-Taut-Grundschule, Stephan Künzel, hatte Klaus Böger am Tag des großen Lehrer-Streiks zum Dialog an seine Schule eingeladen. Weil sich dort die große Mehrheit der Pädagogen gegen den Streik ausgesprochen hatte - von 52 Lehrkräften nahmen nur vier teil -, folgte Böger der Einladung zur Diskussion am Schultor.

Rektor Künzel machte dem Schulsenator sofort klar, dass das Kollegium mit den vom Senat geplanten Maßnahmen im Schulbereich keineswegs einverstanden und "der Protest sehr notwendig" sei. Seine Schule müsse beispielsweise mit den Einsparungen bei den Integrationsklassen fertig werden, gleichzeitig sei die Zahl der behinderten Schüler aber nicht geringer geworden. Den Unmut hatten Schüler und Lehrer für Böger auch optisch aufbereitet: Ein Skelett mit einem Rotstift im Gebiss und einem Schild um den Hals. "Sparen ist der Tod der Bildung" stand neben dem Mikrofon, in das er sprechen sollte. Kinder hielten Transparente "Wir wollen jüngere Lehrer", "Soll unsere Schule im Dreck ersticken?" oder "Wir wünschen uns saubere Klassenräume und Toiletten". Eine Schülerin aus der fünften Klasse übergab dem Senator einen Brief mit einer Klageliste über die Berliner Schule und ließ ihn gleich daraus vorlesen. Ganz besonders gefiel Böger allerdings, dass die Kinder auch lobende Worte für die Schule fanden und einräumten, dass Verbesserungen Zeit brauchten. "Ich werde den Brief mitnehmen und im Parlament daraus vorlesen", versprach er. Den Lehrern sagte er: "Die Stunde Mehrarbeit ist keine pädagogische Reformmaßnahme, sicher auch eine Zumutung." Dennoch liege Berlin auch nach der Erhöhung bei der Höhe der Unterrichtsverpflichtung immer noch im bundesdeutschen Mittelfeld. Er wies auf die Kritik des Landesrechnungshofes in Bezug auf die vielen Entlastungsstunden für Lehrer hin. Gleichwohl seien beispielsweise die Ermäßigungsstunden für Schulleiter und Klassenlehrer nicht angetastet worden. Zudem werde es in diesem Jahr mit 600 bis 800 so viele Einstellungen junger Lehrer wie nie zuvor in den vergangenen Jahren geben. Unwirsch reagierte Böger auf die Frage eines Lehrers, warum er nicht auf der Kundgebung am Brandenburger Tor spreche. Der Streik sei nun mal rechtswidrig, "und wenn Sie als Lehrer daran teilgenommen haben, sind sie hoffentlich namentlich genannt und erhalten einen Gehaltsabzug".

sik

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